Poe hat nur eine einzige Möglichkeit, seine Identität zu beweisen: er muss seine Eltern oder seine Geschwister finden. Eine erste Spur führt ihn nach Baltimore. Dort stößt er auf einen seltsamen Buchhändler. Er scheint etwas zu wissen. Aber warum schweigt er? Poe findet in seiner Buchhandlung versteckt eine große Sammlung von Theaterzetteln. Auf ihnen wiederholt sich immer derselbe Name: Elizabeth Poe.
Poe weiß nun schon etwas länger das er der berühmte Dichter Edgar Allan Poe ist. Doch um sein altes Leben, als besagter Edgar Allan Poe, wieder aufnehmen zu können muss er Beweise heran bringen um nicht als Verrückter, welcher nur ein fremde Identität adaptiert hat, wieder ins „Sanatorium“ eingewiesen zu werden. Nach wie vor ist Poe also Jäger und Gejagter. Er jagt nach seiner Familie und er wird von seinem Erzfeind Dr. Tempelton weiterhin verfolgt, da Poe dessen geheime Aufzeichnungen entwendet hat.
In der ersten Folge der mittlerweile neunten Staffel, um den nicht mehr ganz so gedächtnislosen Ex-Sanatoriumsinsassen, wird dem Hörer erneut ein kleines Häppchen aus dessen Vergangenheit vor die Ohren geworfen. Poe findet heraus das seine Mutter Schauspielerin gewesen ist und trifft sogar auf Menschen welche sie kannten. Doch um der Tradition der Serie treu zu blieben, sind diese neuen Spuren bereits schon seit Jahren erkaltete, bevor Poe sie überhaupt zu Gesicht bekommt. Doch geht der Reisende in Sachen Identität nicht vollkommen ohne neue Motivation aus diesem Rennen, denn ein weiterer Teil seine Familie scheint noch am Leben zu sein.
Und die Bezeichnung „noch am Leben“ trifft es wohl am ehesten, denn Dr. Templeton ist ebenfalls auf der Jagd und mordet fröhlich vor sich her was das Zeug hält. Die Zweigleisigkeit der neuen Erzählstrecke, nachdem Poe erfahren hat wer er ist, bringt auch eine Menge Fragen mit sich. Wieso kann Templeton so eine breite Spur an Leichen produzieren ohne das die gesetzlichen Autoritäten der jeweiligen Schauplätze auf seine Taten aufmerksam werden? Diese werden allerdings gerne aktiv wenn es darum geht Poe und Leonie damit in Verbindung zu bringen und diese somit zu jagen. Wie Leonie schon so richtig mit „Ich bin es leid, immer fliehen zu müssen!“ bemerkt, so ist man dies als Hörer wohl so langsam auch.
Die größte Frage stellte sich mir jedoch bei Poes neuster Traumvision. Die Geschichte um „Ligeia“ macht absolut keinerlei Sinn und erscheint, gerade dadurch das sie ganz am Schluss und in minutenschnelle abgehandelt wird, nur wie ein Mittel zum Zweck. Man braucht eine Titel, also nimmt man den einer Poe-Geschichte und zwängt diese in die Handlung hinein, egal wie. Die Frage Poes nach dem Sinn des Traumes wird sicher niemals beantwortet werden, denn in spätesten zwei weiteren Folgen ist dieser ohnehin wieder vergessen.
Wie der Grundgedanke der Serie ein „Gedächtnisloser auf der Flucht“ ist, so dreht sich aber auch so langsam die neue Storyline um sich selbst. Im ersten Abschnitt, bis zu „Metzengerstein“, schien man noch mehr darauf geachtete zu haben das Poe seinem Ziel auch mir großen Schritten näher kam, doch hier ist die Devise eher „Drei Schritte vor und zwei zurück“. Es bleibt abzuwarten ob das Einflechten des Bestsellers von Washington Irving, Sleepy Hollow, ein wenig mehr Schwung in die nächste Folge bringen kann, da dem übernatürlichen Faktor der Geschichte sicher nicht Rechnung getragen werden wird.
Was der Geschichte fehlt, haben die Sprecher und die Inszenierung auch zum 34sten Mal aufzuweisen: Klasse und eine Menge STIL. Neben den wie immer perfekt agierenden Hauptakteuren, Ulrich „Poe“ Pleitgen und Iris „Leonie“ Berben, gibt es diesmal auch wieder Till „Dr. Templeton“ Hagen zu hören. Neben dem Triumvirat der Serie geben auch Marius Clarén, Tobias Kluckert und Karen Schulz-Vobach ihre Stimmen zum besten. Effekte und Musik sind wie gewohnt hochklassig inszeniert und schaffen die Atmosphäre der Serie wieder perfekt.
Nachdem Poe weiß wer er ist und dies nun zu beweisen versucht, geht der Serie immer mehr die Puste aus. Perfekt inszeniert, treten sich die Geschichten selber auf die Füße stolpern ein wenig dahin und verlangsamen so das ohnehin schon ruhige Tempo noch mehr…
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