Das weise Volk der Elben verließ die Welt der Sterblichen auf der Suche nach einer neuen Heimat. Nach langer Reise gelangen sie an die Küste eines Kontinents, auf dem sie ihr eigenes Reich errichten wollen. Doch grausame Feinde erheben sich, und vor Machtgier und Verrat sind selbst die Elben nicht gefeit.
Ein kleines Elbenvolk, unter der Führung ihres Königs Keandir und dessen Gemahlin Ruwen, landen an einer Küste, welche sich für ihre Lebenszwecke zu eignen scheint. Da die Königin schwanger ist, was durch die recht lange Lebendauer der Elben eher selten vorkommt um die Bevölkerungsrate nicht zu hoch zu halten, beschließen die Anführer des Stammes den Küstenlandstrich zu erforschen. Unter der Führung des Königs macht sich eine kleine Gruppe auf und gerät in einen Hinterhalt welchen nur der König selbst und einer seiner Krieger überlebt. Der Rest des Trupps wird von fliegenden Wesen, welche große Ähnlichkeit mit Affen haben, abgeschlachtet. Die Überlebenden geraten in ein unterirdisches Tunnelsystem in dem sie auf einen Blinden treffen der sich als Seher entpuppt.
Der Seher haust dort bereits seit Äonen und ist durch einen Fluch an ein anderen todbringendes Wesen gekettet. Er benutzt König Keandir um sich einen Vorteil gegenüber seiner Nemesis zu verschaffen und sich gegebenenfalls sogar ganz von dem Fluch zu lösen. Als Gegenleistung für die Hilfe der Elben bietet er ihnen einen Blick in die Zukunft ihre Volkes an. Keandir ringt mit sich selbst, denn er ist sehr um das Wohlergehen seines Stammes besorgt. Unterdessen macht sich ein neuer Trupp auf um die Vermissten zu suchen und gerät in noch größere Schwierigkeiten. Doch nicht nur im Jetzt drohen den Elben Gefahren. Königin Ruwen wird von einer dunklen Vision geplagt in der sie zwei identisch aussehende Elben sieht die sich gegenseitig bekämpfen. Nur ihre Waffen unterscheiden sie – die eine Weiß, die andere Schwarz. Was hat es mit dieser Vision auf sich? Betrifft sie die Zukunft der Elben und die bevorstehende Geburt der königlichen Kinder?
Fantasy ist schwer im kommen, zumindest was den Hörspiel- und Hörbuchbereich angeht in dem dieses Genre, oder zumindest gewisse Spielarten von ihm, bislang eher stiefmütterlich behandelt worden ist. Der bisherige Großteil der Produktionen beschäftigte sich mit Zauberlehrlingen oder Fantasy die eher in der heutigen Zeit angesiedelt ist, jedoch diese Produktion nicht. Alfred Bekkers Trilogie befasst sich ausgiebig mit den wohl edelsten Wesen die der tolkienschen High Fantasy entsprungen sind – den Elben. Doch sind diese Elben nicht ganz so in sich selbst vergeistigt, oder gar ätherische Wesen, wie die des Herrn Tolkien, sondern befinden sich etwas näher am Boden und der Tatsachen einer denkbaren Realität.
Diese Elben haben mit zivilisatorischen Überlebensproblemen zu kämpfen die eher aus problematischer Nahrungssuche oder fehlendem Lebensraum bestehen, denn das sie unter der Verflüchtigung ihrer geistigen Präsenz leiden. So werden sie auch mit Dingen konfrontiert die ihrer Einstellung zum Leben absolut widersprechen. Obwohl sie in der Lage sind kriegerisch zu reagieren setzen sie jedoch Gewalt nur im Notfall ein und unterdrücken die dunkle Seite in ihnen. Doch nützt ihnen dies nicht viel wenn sie sich in einer sehr feindseligen Umgebung behaupten und überleben wollen. So ist dieser Überlebenskampf und der Beginn einer neuen Zivilisation recht interessant mit anzuhören und entpuppt sich als eine Art Mischung aus den „Siedlern von Catan“, „Herr der Ringe“ und den „Runelords“ – welche zwar nicht gewagt oder gar komplett neu erfunden ist, jedoch in ihrer Mixtur zu überzeugen weiß.
Elben sind ein stolzes und erhabenes Volk, also reden sie etwas gestelzt daher – und das bekommt man hier auch geboten. Viele der Sprecher, auch wenn nur wenige bekannte Big Names mit von der Partie sind, kannte ich bereits aus anderen Produktionen und hatte somit auch die Möglichkeit zu vergleichen ob das Gestelze denn nun gewollt oder eher nicht gekonnt ist. Es ist gewollt! Thandiwe Braun, Malcolm Walgate, Reinhard Schulat-Rademacher und Michael Che-Koch haben in anderen Produktionen bereits bewiesen das sie nicht immer so reden und spielen wie sie es als Elben hier tun. Doch musste ich mich erst einmal daran gewöhnen das man hier darauf geachtet hat die Elben auch wie Elben klingen zu lassen. Jedoch ist es zu keiner Zeit der Fall das sie sich so umständlich und nebulös ausdrücken oder gar unterhalten wie es die Wesen in Tolkiens Bestseller tun und wie es so oft kopiert worden ist. Wie ich Eingangs schon erwähnte sind diese Elben recht bodenständig und so reden sie auch, nur eben elbisch bodenständig.
Bodo Primus gibt hier den involvierten Erzähler und verlässt ab und an schon einmal den Posten des unbeteiligten Beobachters. Das ist von großem Vorteil, da seine Erzählerparts sehr üppig ausgefallen sind, auch wenn sie sich in der Betrachtung des kompletten Hörspiels mit den gespielten Szenen recht passabel die Waage halten. Die Kampfszenen werden vom ihm genau so packend kommentiert wie er es spannend mit den Entdeckerszenen hält. Positiv daran ist, das er zu jeder Zeit von Geräuschen, Musik und Hintergrundpräsenz der Sprecher unterstützt wird. So bekommen seine Parts noch zusätzlich Tiefe und wirken nicht zu dominant oder gar langatmig.
Der Rest der Sprecher belebt jeder seine Rolle mit der notwendigen Inbrunst um glaubwürdig zu sein und die Illusion zu vervollständigen. Einzig und alleine Kai Helm wollte mir anfangs so gar nicht zusagen. Er schien sich erst in die Rolle einarbeiten zu müssen und sein „Sandrilas“ erscheint zuerst so steif das er streckenweise schon fast gefroren wirkt. Doch lockert sich dies nach ein paar Takes und er fällt, im Zusammenspiel mit den anderen Sprechern, nicht mehr negativ auf. Von Thandiwe Braun hätte ich gerne mehr gehört, da ich ihre Stimme und Spiel sehr mag, doch leider gab die Rolle nicht mehr ausgreifendes Spiel her – doch erfüllt sie die Königin mit eigenständigem Leben und der notwendigen Hoheit. Reinhard Schulat-Rademachers markant-rauhe Stimmlage konnte ich mir irgendwie so gar nicht als die eines Elben vorstellen, doch nachdem sich mein vorgefertigtes Tolkien-Bild gelegt hatte passte er sehr gut in die Rolle des alten Kriegers und ich fand es Schade das die Rolle so relativ klein ausfiel.
Musikalisch wird recht viel aufgefahren das sich im normalen Rahmen einer eher klassisch angehauchten Fantasyunterhaltung aufhält. Der Soundtracck ist nicht zu aufdringlich eingemischt und auch die Geräusche erdrücken die Sprecher nicht. Wenn mir auch nicht immer jedes Geräusch als passend vorkam, so gibt es doch keine großen Ausreißer die den Hörspaß trüben. Mich störten eigentlich gelegentlich nur die Schreigeräusche der fliegenden Affen, aber da ich noch nie einen in freier Wildbahn habe schreien hören können, kann ich da auch kein endgültiges Urteil drüber fällen.
Wer sich hier gigantisches Schlachtengetümmel erhofft wird enttäuscht werden. Es sind Kämpfe genug vorhanden und auch die brutaleren Szenen, welche Tötungsakte so mit sich bringen, werden nicht beschönt oder gar verniedlicht. Doch geht es hier eher um die Entwicklung einer neuen Zivilisation einer Rasse welche sich im Umbruch befindet. Die Charaktere sind nicht nur von dräuenden Vorahnungen getrieben und es werden auch keine großen Endstimmungen dominant herauf beschworen – also sind Fans von Dark Fantasy hier eher falsch am Platz.
Alles in allem sehr gut gemachte Unterhaltung für Fans der deutschen High Fantasy und deren Spielarten…
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