Der Wachturm war alt. Das Alter und die Witterung hatten ihre Spuren hinterlassen. Moose und Flechten überwucherten das antike Bauwerk, das wie ein Mahnmal aus längst vergangener Zeit in den dunklen Nachthimmel ragte. Es war unheimlich. Der kniehohe Nebel hatte sich über die Waldlichtung gelegt.Düster und bedrohend wirkte die Atmosphäre auf dem Engelberg, doch den zwei Menschen war es egal, sie wollten zur Grube am alten Turm. Dort sollte sich ihr Traum erfüllen. Allerdings täuschte sich das Paar, am Wachturm wartete das blanke Entsetzen, ein Albtraum mit tödlichen Folgen!
Die Gegenwart trifft die Vergangenheit und die Vergangenheit zeigt der Gegenwart das sie ihr ebenbürtig ist. Direkt zu Anfang der ersten Folge der zweiten Staffel geht es direkt in die vollen. Dracula sucht sich Verbündete um gegen die „goldene Dämmerung“ zu Felde zu ziehen und das Überleben aller übernatürlichen Kreaturen zu gewährleisten.
Da Simeon Hrissomallis und Wolfgang Strauss ja schon in ihrer Anthologie-Gruselserie „PSI-Akten“ gezeigt haben das sie den klassischen Gruselfiguren definitiv nicht abgeneigt sind, so verwundert es auch nicht wirklich das diese sich jetzt auch Zutritt zur aktuellen Staffel von Faith verschaffen. Draculas erster Verbündeter ist niemand anders als das wohl bekannteste Monster welches je von Menschenhand geschaffen wurde. Und nicht nur diesen Kampfgefährten sucht er sich, es wird ebenfalls erwähnt das Dracula auf „Wolfsjagd“ gehen wolle, was somit schon die dritte klassische Gruselfigur ins Spiel hinein wirft.
Doch wie geht man mit diesen alten, teilweise recht verstaubten, Charakteren um, wenn man sie in eine neuzeitliche Serie transportieren will die ihre Hörerkreise nicht nur bei den älteren Hörern sucht? Die Umsetzung und Übertragung ist recht gut gelungen. Dracula bedient sich neuster Kampftechnik und setzt trotzdem seine alten Waffen ein um sich seiner Gegner zu entledigen. Auch werden die Namen der alten Recken nicht zu sehr überstrapaziert und man nimmt ihnen so den Muff der alten Tage. Dracula „Vlad“ rufen zu lassen und dem Monster den Namen „Adam“ zu geben war sicher eine gute und wohl überlegte Entscheidung.
Die Story kommt, nach dem recht actionlastigen Anfang, recht langsam in die Gänge und ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren das man dem Zuhörer erst ein wenig Zeit geben wollte sich wieder in der Welt von Faith zurecht zu finden. Immerhin ist seit dem Finale der ersten Staffel fast ein Jahr verstrichen und die Verhältnisse im Faith-Universum haben sich ein wenig gewandelt. So wird Faith erst einmal wieder langsam an die bösen Dinge des Lebens heran geführt. Auch wenn es wieder eine Szene gibt in der Faith sich ihrer Liebe an Raven erinnert, so ist der Flair des Teeniedramas fast kaum noch zu spüren. Für mich eine gute Wendung, denn ich fand das diese Komponente der Serie in der letzten Staffel ein wenig zu stark Überhand genommen hatte. Das Spielfeld für weitere Konfrontationen mit neuen Bösewichten wird langsam vorbereitet und der Zweiteiler geht mit stetig gesteigertem Tempo an den Start.
Sprechertechnisch toben sich R&B hier wieder bis aufs feinste aus. Nicht nur die Stammcharaktere sind ein Ohrenschmauß, auch die kleinsten Nebenrollen sind mit bekannten Namen und guten Sprechern besetzt. Neben Nana Spier (Faith), Thomas Nero Wolff (Christopfer) und Thomas Danneberg (Brandolf Welf) kann man wieder Lutz Riedel in der Rolle des „Dracula“ bewundern. Klaus-Dieter Klebsch, als hervorragendes Monster ohne jeden Stimmfilter, und Simon Jäger runden das Bild ab. Bei den weniger bekannten Sprechern ist kein Ausrutscher dabei und wieder zeigt sich das man nicht „bekannt“ sein muss um sein Sprecherhandwerk zu verstehen.
Die Inszenierung ist wie gewohnt. Wobei mir auffiel das die Geräusche nicht mehr ganz so übertrieben im Vordergrund stehen wie bei einigen Folgen der ersten Staffel. Die Musik rangiert wieder zischen actionlastigem Technosound und Orchesterstücken hin und her.
Was da mit Folge 15 an den Start geht macht für mich einen etwas erwachseneren Eindruck. So wie Faith an den Geschehnissen der Vergangenheit gewachsen ist, so ist es die Serie produktionstechnisch auch, wie mir scheint. Einzig der Umstand das es eine „Season Two“ (englisch ausgesprochen) ist, aber eine „Episode Eins“ (deutsch ausgesprochen), ist mir immer noch ein wenig rätselhaft.
Der Anfang lässt auf Gutes schließen und auch hoffen…
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