In der Nähe von Lüneburg gerät ein junges Ehepaar in ein heftiges Unwetter, als pötzlich ihr Wagen streikt. Sie scheinen Glück zu haben, denn sie entdecken, verborgen hinter Bäumen und Sträuchern, ein Haus auf der Klippe, in dem sie verzweifelt Unterschlupf vor dem Unwetter suchen. Zuerst erleichtert, dem heftigen Unwetter entkommen zu sein, stellen sie nach kurzer Zeit fest, dass das Haus ein schreckliches Geheimnis verbirgt und ihr Leben bedroht.
„Wo haben sie denn ihre Ausbildung gemacht? Im Schloss des Grauens?“
Dieser Satz, gesprochen von Andreas von der Meden, ist synonym für das komplette Hörspiel. So wie sich Hans Gerhard Franciskowsky, als „H. G. Francis“, in den achtziger Jahren an bahnbrechenden Filmklassikern recht unbedarft bediente und daraus seine legendäre Hörspielserie schuf, so wird sich jetzt an seinem Werk bedient und ein Hörspiel geschaffen das sich in jedem noch so kleinen Detail mit der Altserie messen kann.
Das ganze Setting ist auf die damalige Gruselserie ausgerichtet und zugeschnitten. Der Regen prasselt in der Gegend herum und das unvermeidliche Gewitter im Hintergrund darf auch nicht fehlen. Da das „Schloss des Grauen“ schon im Text erwähnt wird, so ist es nicht wirklich verwunderlich das sich die ganze Story sehr an dieser Grundidee orientiert. Das ausrutschen des männlichen Protagonisten im Matsch des Straßenrandes fehlt genau so wenig wie die gewisse Zickigkeit des weiblichen Charakters, der dann doch noch stärker ist als man es erwartete – ein Stilmittel das Franciskowsky sehr gerne und häufig eingesetzt hat.
Thomas Tippner, von dem auch die Grundidee ist, hat hier ein Hörspielscript verfasst das den Geist der damaligen Serie auf perfekteste Art und Weise ausatmet und den Kniefall vor dem Macher des Originals vollendet vollzieht. Auch ist die Inszenierung sehr darauf bedacht sich an die bekannte Vorlage zu halten. Erik Albrodt beweist einmal mehr das er die richtigen Mittel kennt und auch einzusetzen weiß, welche benötigt werden um die gewünschte Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen und auch über die komplette Spielzeit hinweg aufrecht zu erhalten. Die Soundkulisse ist dicht und glaubhaft und die Musik von Tom Steinbrecher ist universell einsetzbar, wobei sie die Szenen gut unterstreicht und das Flair der Produktion noch um ein weiteres Highlight bereichert.
Habe ich bei der ersten Folge noch herum gemeckert das mir die Geschichte, aufgrund der zu langen Spielzeit, nicht gefiel, so ist es hier genau in Richtung meines Geschmacks abgedriftet. Ein Hörspiel muss nicht 79:59 Minuten lang sein und mit 124 Sprechern versehen werden um zu unterhalten und zu gefallen. Hier kommt man mit knackig kurzen 45 Minuten Spielzeit und ganzen 4 Sprechern aus. Und wenn man denn unbedingt Vergleiche ziehen muss oder haben möchte: mit dieser Folge geht es schon eher in die Richtung der HGF-Serie als mit der Nummer 1.
Andreas von der Meeden, Heidi Schaffrath, Robert Rausch und ein hervorragender Klaus Nägelen spielen sich hier gegenseitig an die Wand und holen aus ihrer Rolle das Optimum heraus. Alleine die drei Urgesteine der Hörspielgeschichte (von der Meeden, Schaffrath und Nägelen) sind schon das hören der Geschichte wert, wenn man nur die Besetzung bewerten möchte.
Man mag mir vergeben das ich hier in Superlativen verfalle, aber dieses Hörspiel ist für mich die pure Unterhaltung. Es hat eine sehr angenehme und kurze Spielzeit, eine gut durchdachte und sehr klassisch angehauchte Story, perfekte Sprecher die sich schon nach den ersten zwei Worten ins Herz des Hörers katapultieren und eine Inszenierung die so dicht ist das man wieder einmal die Phrase vom intensiven Kopfkino dreschen darf, ohne das es lächerlich anmutet.
Nach der ersten Folge hatte ich so meine Bedenken das sich der Geister-Schocker auch in zu langen Storys mit zu vielen unwichtigen Dialogen in viel zu langer Spielzeit verrennen würde. Diese Folge zeigt jedoch das man bei Romantruhe-Audio zu wissen scheint wie man es macht und wie man das Feeling der Good Old Days wiederbeleben kann…
- Flash Gordon Magazin #7 (Vö.: 23.07.2024) - September 25, 2024
- Savage Dragon Magazin #6 (Vö: 22.10.2024) - September 25, 2024
- Savage Dragon Magazin #5 (Vö: 23.07.2024) - Juli 27, 2024