Eine Vollmondnacht in Stanmore nahe London. Die kleine Debbie kann nicht schlafen und schleicht sich ins Wohnzimmer. Durch die Scheibe sieht sie etwas Seltsames, Schwarzes auf der Terrasse liegen. Als Debbie hinaustritt, wird sie von dem grauenhaften, knurrenden Ding angefallen. Ein Werwolf! Und er ist nur der Erste. Denn die Königin der Wölfe schickt sich an, ihre gesamt Armee in die alles entscheidende Schlacht zu schicken…
Die Überschrift der dritten Folge des neuen Produktionsteams des Geisterjägers von Lübbes Gnaden lautet unbestritten: „Raumklang ist die halbe Miete!“.
Doch wie soll man Räumlichkeit bewerkstelligen, ohne das der Hörer der Produktion die Möglichkeit hat, diese irgendwie anzuschalten? Ganz einfach, man mischt alles so ab, das es wirkt als würden drei Sprecher gleichzeitig im Studio stehen und nur einer wirklich nah am Mikrophon. Dem Frontmann gebe man dann den unwichtigen Part der Szene, während die wichtigen Informationen von zwei anderen Sprecher im Hintergrund wesentlich leiser bekannt gegeben werden.
Eigentlich nicht die schlechteste Idee, wenn man eine Gruselserie neu beleben möchte, welche bisher weder Grusel noch technische Ziselierarbeiten erlebt hat. Doch leider geht man gerade in dieser Szene ein wenig zu weit mit der Innovation. Ich musste mich sehr auf die Hintergrundkulisse konzentrieren, verpasste dennoch das maßgebliche, weil Peter Weis – in der Rolle des „Constable Brian Jones“ – so laut im Vordergrund Trivialgerede betrieb, das man die Backgroundakteure nur schwer verstand.
Positiv wirkte sich dieser Effekt jedoch bei gewissen Erzählparts aus, sei es nun durch Alexandra Lange (diesmal ohne Baehr) oder Sinclairhimself Frank Glaubrecht, bei denen die Handlung zu Beginn des Erzählteile ausgeblendet und an dessen Ende wieder eingeblendet wurde. Somit hat man direkt beide Seiten der Medaille „Raumklang“ aufgegriffen und 50/50 zufriedenstellend umgesetzt.
Werwölfe sind nicht die schlechtesten Gegner, wenn es um wirklich Gruselstimmung geht, doch irgendwie schien mir das Ganze eher in Richtung „läufige Werwolfsdame stellt Rudel zusammen“ hinaus. Ein wenig zu lasziv geht Claudia Urbschat-Mingues diesmal mit der Darstellung der Oberwerwölfin „Lupina“ um und somit wirkt sie zwischendurch nicht wirklich bedrohlich, sondern eher wie ein Katze in der Nähe eines Kachelofens.
Rasmus Borowski versucht den Sohn Lupinas, mit Namen „Luparo“ recht wölfisch zu sprechen, was ihm auch ab und an recht passabel gelingt. Auch wenn der Humor der ersten 70 Folgen verschwunden ist, so schicken doch die Namen der Protagonisten immer noch ab und an ein Grinsen auf mein Gesicht, denn neben „Joe Baracuda“, „Vampiro del Mar“ und „Solo Morasso“ ist „Luparo“ erneut ein gutes Beispiel für die fast schon lächerlichen Namensgebungen des Herrn Rellegerd zur damaligen Romanheftchenzeit.
Die Inszenierung ist auch hier wieder gut gelungen, auch wenn´s mal wieder nicht so gruselt wie erhofft. Trotzdem hat man sich mit der Anfangsszene und den Angstattacken des Kindes mächtig Mühe gegeben um dies alles nicht zu harmlos und jugendfrei erscheinen zu lassen. Geräuschkulisse und Musikuntermalung sind ebenfalls erneut gut platziert und helfen mit das Augeninnenwandkino farbenfroh zu beleben.
Besonders das Ende, auf der Werwolffarm, hat es in sich. Die Anleihen bei „The Howling“ sind nicht weg zu leugnen und Herr Rellegerd hat sich da hommagierend genau so bedient wie in so vielen anderen Sachen. Dem Produktionsteam ist es gelungen eine fast identische Stimmung zu erzeugen, wie der damalige Film von John Landis es vermochte – also wirklich einemal Bedrohung und Grusel.
Probleme machen mir jedoch nach wie vor das neue Intro, dessen hobbykellerartige Gitarrenklänge und sein Sprecher – Ronald Nitschke. Zu verzweifelt bemüht cool, abgeklärt und hart zu klingen, rutscht das ganze schon ins comedyhafte ab, denn mit dem „Akzent“ (oder ich bilde mir den nur ein) kann man für mich subjektiv nicht hart wirken. Folge 80 wäre ein guter Zeitpunkt da eventuell nochmal ein neues Intro nachzuschieben, wenn es nicht nur mir akustisch so ergeht.
Das calling Names erspare ich mir und auch den Kommentar das alle Beteiligten das tun was sie machen um den Kühlschrank voll und die Miete bezahlt zu bekommen. Gute Sprecher, ein brauchbares Drehbuch aus einer trivialen Vorlage und eine bisher anständige Regie machen Folge 73 gut hörbar.
Doch der Grusel lässt sich Zeit, doch wenn er da ist hofft man das er in Teil Zwei auch bleibt…
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