01 – Gregor und die graue Prophezeiung

Gregor-01Als Gregor und seine kleine Schwester in den Lüftungsschacht des Wäschekellers stürzen, landen sie im geheimnisvollen Unterland, einer Welt unterhalb von New York City. Dort leben die Menschen neben riesigen sprechenden Kakerlaken und benutzen Fledermäuse als Reittiere. Gregor erfährt, dass er in einer Prophezeiung vorkommt. Wenn er sich auf sie einlässt, könnte er nicht nur den Unterländern gegen die Ratten helfen, sondern auch seinen seit zwei Jahren verschwundenen Vater finden.

TrennstrichDie Bezeichnung „szenische Lesung“ steht zurecht auf dem Cover. Für eine reine Lesung ist hier zuviel los, zu viele Stimme, zu viele Geräusche, zu viel Musik. Für ein Hörspiel ist jedoch nicht genug Untermalung da, was ich auch bei einigen Szenen als sehr vorteilhaft empfand. Ich bin nicht so unbedingt der Ansicht das man dass Zerbersten eines Kakerlakenkopfes, vor allem wenn die Kakerlake 1,20 Meter groß ist, akustisch miterleben muss.

Die Passagen, welche der Erzähler zu bewältigen hat, sind lang, sehr lang. Doch wirkt es nicht so. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl eine reine Lesung präsentiert zu bekommen, denn der Klangteppich reist niemals ab. Sei es nun Hintergrundgeräusche oder musikalische Untermalung. Auch hat der Erzähler genug Unterstützung durch die einzelnen Charakterstimmen. Dies ist wohl die einzige „Lesung“ die ich kenne, welche mit einer so üppigen Zahl an Sprechern aufwarten kann.

Die 15+ Sprecher liefern eine Leistung ab wie sie in einem regulären Hörspiel nicht besser sein könnte. Ich hatte zwischendurch doch Probleme die ganze Sache wirklich nur als Lesung zu betrachten, doch ab und an wird man daran erinnert wenn die Fledermäuse oder Kakerlaken nur mit „einer“ Stimme sprechen, wenn sie auch technisch verzerrt worden ist.

Aus den Sprecher stach Jürg Löw, in der Rolle der verstoßenen Ratte „Ripred“, deutlich hervor. So wie er diesen Charakter spielt ist man sich niemals sicher ob Gregor es hier nun mit einem Freund zu tun hat oder ob es sich bei der Ratte doch um einen Feind handelt – und was der Fall ist werde ich auch hier nicht verraten.

Die Musik variiert von verspielt über majestätisch und geheimnisvoll bis bombastisch. Sie unterstreicht jede Stimmungslage der Lesung noch zusätzlich und hilft dem Zuhörer sich noch tiefer in die Geschichte hinein zu versetzen.

Vergleiche mit Kollegen wie Potter, Bone oder Fowl hinken. Ist die Welt von Gregor doch ihre eigene und mit keiner der anderen im Entferntesten zu vergleichen. Auch entwickelt sich die Geschichte und ihre ganzen Bedeutungen recht langsam. Es wird sich Zeit genommen auf die vielen kulturellen Unterschiede der Unterländer gegenüber den Überländern einzugehen. Auch tritt Gregor des öfteren in Fettnäpfchen die dem Zuhörer, wie Gregor auch, erst an der Reaktion der Unterländer bewusst werden. Das macht es noch ein wenig spannender das Abenteuer mit zu erleben, denn man weiß niemals so recht was jetzt wieder „richtig und ungefährlich“ ist oder was sich als fataler Fehler erweisen kann.

Nachdem man sich an die Hauptakteure gewöhnt und sich seinen Favoriten heraus gesucht hat, ist man mittendrin in der Geschichte und erlebt eine Berg- und Talfahrt der Erlebnisse wie selten zuvor. Mag es gerade auf dem Sektor der Kinder-Fantasy (ohne diese Bezeichnung abwertend zu meinen) sicher viele „Spielplätze“ geben, so ist „Gregor“ definitiv für mich einer der schöneren. Hier werden keine bereits ausgetretenen Pfade erneut ausgelatscht, hier wird relativ neues präsentiert.

Wenn man bereit ist sich auf diese Geschichte einzulassen, so kann man sehr unterhaltsame 300+ Minuten erleben. Es ist sehr selten das ich solch eine Wertung vergeben möchte, aber ich hatte so viel Spaß mit diesem Abenteuer von Gregor, dem noch 3 weitere folgen (das Vierte im Februar diesen Jahres) das ich nur eines machen kann…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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