Providence 1927/1928: Der junge Charles Dexter Ward verschwindet am 13. April spurlos aus der Nervenheilanstalt von Dr. Waite auf der Insel Conanicut. Sein Hausarzt Dr. Marinus B. Willet – ein guter Freund seiner Eltern – blickt zurück auf den äußerst befremdlichen Fall eines Wahnsinns, der offenbar aus der Beschäftigung des jungen Mannes mit der eigenen Familiengeschichte herrührte. Das Verhalten von Charles Dexter Ward lässt seine Eltern immer mehr an der geistigen Gesundheit ihres Sohnes zweifeln. Schließlich ist die Atmosphäre in dem stattlichen Herrenhaus derart vergiftet, dass man dort beinah froh über den Auszug von Charles ist. Als neue Bleibe hat er sich einen Bungalow gewählt, der sich in der Nähe der Besitzung seines Vorfahren Joseph Curwen befindet. Curwen stand im 18. Jahrhundert im Verdacht, ein mächtiger Hexenmeister zu sein.
Die Geschichte um Charles Dexter Ward dreht sich im Wesentlichen um Seelenwanderung, den Mißbrauch von Alchemie und darum das sich das Böse in mannigfaltiger Gestalt auf unserem Planeten befindet und auch auslebt. Lovecraft ergeht sich hierbei nicht in ausschweifenden Beschreibungen des Bösen oder dessen Ziele und Wirkungen, sondern überläßt dem Zuhörer es in seiner Fantasie Gestalt annehmen zu lassen. Die Ahnenforschung des jungen Ward läßt ihn in eine atemberaubende Geschichte hinein stolpern in der er Dinge herauf beschwört derer er im Nachhinein nicht mehr habhaft werden kann. Sei Vorfahr Joseph Curwen scheint mehr gewesen zu sein als man bisher vermutete und Charles ist drauf und dran dessen Geheimnisse vollständig zu lüften. Doch verändert er sich zusehends zum Negativen, je mehr er in die Materie eindringt. Als Charles Eltern einen alten Freund der Familie um Hilfe bitten stößt dieser auf ein altes schreckliches Geheimnis das die Welt vernichten könnte.
Wieder einmal beweisen die Titanier wie sie es verstehen mit der Materie der klassischen Gruselunterhaltung umzugehen. Die Geschichte wird aus der Sicht des Freunde der Familie geschildert, Dr. Marinus B. Willet, der versucht hinter das Geheimnis der erschreckenden Veränderungen von Charles zu kommen. Langsam läßt das Hörspiel zuerst die Vorgeschichte der Ereignisse um den Vorfahr Joseph Curwen am Zuhörer vorbei passieren um dann erst die Geschehnisse um Charles selbst intensiver aufzugreifen.
Diese Vorgeschichte wird in recht langen Erzählparts von Charles Eltern dargestellt. Doch sind diese nicht langwierig oder gar langweilig – Hans-Werner Bussinger und Cornelia Meinhardt legen soviel „Spiel“ in diese längeren Strecken hinein, das der Zuhörer gefesselt wird und gebannt zuhören muss. Insgesamt kommt das komplette Hörspiel mit recht wenigen Sprechern aus. Ernst Meinke, in der Rolle des „Marinus Willet“, bestreitet den Hauptpart der Geschichte und es ist sicher eine gute Wahl gewesen ihm diese Rolle anzuvertrauen. Meinke versteht es perfekt den Erzähler sowie auch die agieren Person darzustellen, ohne das die Gefahr besteht beide Parts zu „verwechseln“. Auch ist die Leistung von Frank Schaff herausragen, da er es schafft mehr als „eine Seele in seiner Brust schlagen“ zu lassen und dies nicht immer sofort auffällt.
Die Musik ist wieder sehr passend, wenn sie auch auf der zweiten CD eine etwas auffällige Veränderung erfährt. Während die ersten Stücke mich noch an die Wucht einer neueren Komposition in Richtung des „Batman begins“-Soundtracks erinnerte, so empfand ich den Rest doch eher als klassisch angelegt. Die Soundkulisse ist wie üblich in Hollywoodqualität und man nimmt sie auch irgendwie nur nebenbei wahr, da man dies ja von Titania bereits gewohnt ist. Die Arbeit, welche dahinter steckt, gerät da doch etwas in Vergessenheit. Perfektion wird zu oft als „normal“ hingenommen – doch sie zu erreichen ist schwer.
Ein erneuter Beweis das man Gruselunterhaltung auch auf sehr hohem Niveau machen kann…
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