54 + 55 – Aylmer Vance – Abenteuer eines Geistersehers

Gruselkabinett-54+55Geisterseher Aylmer Vance und sein treuer Freund Dexter sind so etwas wie das Detektivgespann Sherlock Holmes und Dr. Watson für das Übersinnliche. Ob Geister, Vampire, Familienflüche, rätselhafte Todesfälle – die beiden furchtlosen Ermittler scheuen vor nichts zurück, um ihre gruselig-spannenden Fälle aufzuklären.

TrennstrichGeisterjägerhörspiele waren lange Zeit überall und ein gutes Geschäft schienen sie, vor ein paar Jahren, auch noch zu sein. Mittlerweile hat sich der Trend Gott sei Dank selbst überlebt und die Schnellkopien sind vom Markt verschwunden.

Doch ab und an begegnet man einem Geisterjäger der neu ist und eigentlich auch gar kein Dämonenkiller zu sein scheint. „Aylmer Vance“ ist eine solche Figur.

Die Originalgeschichten wurden im Jahr 1914, also im edwardianischen England, im Magazin „The Weekly Tale-Teller“ veröffentlicht. Insgesamt gibt es acht Geschichten um den „Ghost-Seer“, von denen die ersten vier Storys hier, mit einer verbindenden Rahmenhandlung versehen, verarbeitet wurden und deren Originaltitel „The Invader“, „The Stranger“, „Lady Green-Sleeves“ und „The Fire Unquenchable“ sind.

Aylmer Vance ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „Geisterseher“, denn das ist eigentlich schon alles was er tut. Er sieht die übernatürlichen Dinge und seine Interaktionen mit ihnen sind nicht aggressiver oder gar vernichtender Natur. Er versucht ihr Wesen zu verstehen und der Welt um ihn herum ihre Daseinsberechtigung klar zu machen.

Dies geschieht alles auf dem gewohnt hohen literarischen Niveau auf dem sich Titania Medien stets bewegt. Diesmal kann man sogar mit Fug und Recht behaupten das es ein Gruselkabinett ist, denn ein wenig Grusel kann einen schon packen, beim hören dieser vier Abenteuer. Der Grusel ist zudem noch in vielfältigen Variationen anzutreffen. Zum einen erlebt man die feindlich Übernahme eines anderen Menschen, zum anderen die Hingabe zu einem ätherisch übernatürlichem Wesen, dann wieder unendlich Liebe welche niemals wird erwidert werden könne und dann einfach nur die Rache einer verirrten Seele.

So vielfältig wie die Grundtöne der Geschichten, so vielfältig sind auch die Sprecher, welche sich in ihnen tummeln. Neben Hans-Georg Panczak und Ekkehardt Belle – welche realoptisch auch gut zu den Figuren passen – agieren wieder einmal bekannte Stimmen aus Synchron und Schauspiel.

Erstaunlich fand ich den Umstand das es in den ersten beiden Geschichten mehrere Rollen gab, in denen ich eigentlich Marie Bierstedt vermutet hätte, da sie normalerweise stets die erste Wahl der Titanier für bestimmte Vokalismen ist. Doch weit gefehlt. Es waren Sabine Arnhold und Luisa Wietzorek, welche sich in diesen Rollen ausleben durften und dies auch mit Bravour taten. In der dritten Geschichte kam sie dann endlich zum Vorschein, Marie Bierstedt, ohne die eine solche Produktion mittlerweile fast schon undenkbar wäre – da man sie stets mit der „akustischen Unschuld“ schlechthin verbindet.

Die Inszenierung ist wie immer perfekt und Musik sowie Soundkulisse lassen keinerlei Mängelpunkte zu. Erfreulich fand ich den Umstand das nicht nur extrem klassische Klänge eingesetzt wurden und auch einmal ein paar nette, fast schon zeitgenössische, Piano/Gitarren-Stücke zu hören waren.

Auch wenn für mich nicht jede Folge des Gruselkabinett ein gruseliger Höhepunkt ist – die stets perfekte Inszenierung einmal ausgeklammert – so kann ich von den ersten Abenteuern des „Aylmer Vance“ behaupten das sie mich ab und an gegruselt haben, wenn auch auf schauerromantische Art und Weise…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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