Es gibt nichts Schrecklicheres, als die Wahrheit zu kennen, und niemand hört zu. Shaz Bowman ist Mitglied eines Elite-Poizeiteams, das das Verschwinden von 30 Mädchen aufklären soll. Als sie einen berühmten TV-Star verdächtigt, wird sie ausgelacht – und wenig später ermordet. Für den Profiler Tony Hill beginnt ein persönlicher Rachefeldzug, bei dem nicht klar ist, wer Jäger und wer Gejagter ist.
Profiler Tony Hill und Cop Carol Jordan gehen nach ihrer ersten gemeinsamen Zusammenarbeit wieder, beruflich wie auch privat, getrennte Wege. Die seelischen Auswirkungen des Falls stecken Tony immer noch in den Knochen und so reagiert er auch ein wenig über, als ihn eine seiner Profilerschülerinnen fragt ob man diesen Fall als Lernstoff anwenden könne.
Während eine neue Spezialeinheit für die Profiler der Polizei gegründet wurde, und Tony deren Leitung bekommen hat, ist Carol als Chiefinspector ebenfalls mit der Leitung einer neuen Truppe beauftragt worden. Als diese mit einer Serie von Brandstiftungen konfrontiert wird möchte Carols Vorgesetzter, John Brandon, gerne Tony Hills Einheit beratend hinzu ziehen. Carol lehnt dies zuerst ab, wird jedoch dazu gezwungen und die Beiden begegnen sich wieder. Zuerst verläuft alles in recht harmonischen Bahnen und Carol beteiligt sich an der Ausbildung der jungen Profiler, doch als sich ein Mord in den Reihen der Profiler ereignet beginnt die ganze Sache außer Kontrolle zu geraten.
Wie bereits im „Lied der Sirenen“ so lässt Autorin Val McDermid jede ihrer Figuren hier ebenfalls einen tiefgreifenden Seelenstriptease auf das Parkett legen. Jede noch so kleine Nuance einer möglichen emotionalen Verstrickung des Protagonisten wird durchexerziert und bis auf das kleinste Detail ausgeleuchtet. Zuweilen erzeugt dies beim hören sogar den Hauptpersonen gegenüber einen gewissen Abstand beim Zuhörer, denn Regisseur Sven Stricker lässt seine Sprecher diese innere Nabelschau akustisch ausleben und die Figuren so fast greifbar lebendig werden.
Die Inszenierung ist ebenfalls sehr intensiv und man bekommt erneut eine Hintergrundkulisse geboten die ihre komplette Wirkung eigentlich nur über den Kopfhörer entfalten kann. Die Soloszene zwischen Shaz Bowman und Tony Hill ist mit so leisem Regengeräusch unterlegt das es über die normalen Boxen untergehen würde, aber über Kopfhörer enorm viel zur Stimmung beiträgt. Die Musik von Jan-Peter Pflug ist eindringlich wie gewohnt. Jede Szene bekommt ihre, wenn auch stets spartanisch gehaltene, Untermalung, welche es niemals wagt sich über die Schauspieler und ihre Darstellung zu legen.
Florentine Lahme und Boris Aljinovic sind bereits seit der ersten Folge mit ihrem Rollencharakter akustisch so fest verwachsen das man ihnen die beiden Ermittler mit Leichtigkeit abkauft. Leslie Malton und Heikko Deutschmann unterstützen alles erneut mit kühl differenzierter Darstellung des Erzählerduos und die restlichen Kollegen wissen auch was sie hier tun. Oliver Rohrbeck – als cooler Profilerlehrling, Felix von Manteuffel – als ruhig und dennoch politisch denkender Chef von Carol Jordan, Detlef Bierstedt – in der Rolle des recht gnadenlosen Polizeioberen McCormick, Eberhard Haar und viele Andere bevölkern und beleben das Hörspiel mit ihrem Stimmtalent.
Dunkel, düster und bedrückend negativ ist die Grundstimmung des Hörspiels und die Auflösung hinterlässt beim Zuhörer, zumindest bei mir, kein Gefühl von Befriedigung und der Gewissheit das Gute habe über die Boshaftigkeit triumphiert. Hill und Jordan müssen erneut Federn lassen und sich emotional mit allem was sie aufbieten können in die Waagschale werfen und verlieren, auf die eine oder andere Weise, dennoch.
Für Fans des Thriller, welcher so nahe an der Realität ist das man sich davor fürchtet ihn als real anzusehen, ist dieser zweite Ausflug in die Welt der beiden Ermittler eine Reise die zwar ruhig von statten geht, doch mit so viel Wucht auf einen eindringt das man sich ihrer morbiden Faszination nicht entziehen kann. Das Rätsel des wirklichen Täters ist nicht so leicht zu durchschauen wie man es von ähnlichen Produktionen gewohnt ist und die Charaktere sind real, bewegen sich im Grenzgebiet von Sympath und abschreckendem Zerrbild…
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