05 & 06 – Testakte Kolibri

5+62124: Der Prototyp KOLIBRI ist eine Sensation – der erste Raumschifftyp, der in allen Elementen, unter Wasser, in der Luft und im Weltraum reisen kann. Mark Brandis wird beauftragt, als Projektleiter eine mysteriöse Pannenserie aufzuklären, die einen Testpiloten nach dem anderen umbringt. Die VEGA braucht den Erfolg, und der Druck steigt. Brandis begibt sich selbst in Gefahr, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen…

TrennstrichDer Wechsel von Steinbach zu Folgenreich (Universal) macht sich in der Serie positiv bemerkbar. Damit ist nicht die Inszenierung an sich gemeint, sondern der Rest darum herum. Wer die Bücher der Serie kennt, der weiß das sich die Autoren der Hörspiele damit wohl abfinden mussten viele Dinge der bisherigen Geschichte zu kürzen. Hier wird zum ersten Mal eine längere Spielzeit geboten, was der Geschichte sehr gut tut. Warum man die beiden CD jedoch nicht als Doppel-CD hat auf den Markt werfen können erschließt sich mir nicht wirklich – aber besser so als wieder viel zu „kurz“.

Drei Jahre ist es nun her das die „reinigende Flamme“ ausgeblasen wurde, doch ihre Nachwirkungen sind noch überall zu spüren. Das Schreckensregime unter General Smith hat zu sehr unter den Menschen gewütet und viele der Überlebenden für immer mit seelischen Verkrüppelungen gezeichnet. So leiden auch einige der Testpiloten des Projekt „Kolibri“ unter den Hinterlassenschaften von Einzelhaft und Folter, was Mark Brandis in die Situation bringt sich nicht auf jeden zu 100% verlassen zu können.

Zwar ist es etwas gewöhnungsbedürftig den Helden der Revolution wieder in seinem normalen Tagesgeschäft als Testpilot zu erleben, doch ist nichts mit dem Brandis in Berührung kommt „normal“. Auch wenn die Geschichte sich viel Zeit mit der Entwicklung der Schauplätze und neuen Charaktere nimmt, so bekommt sie im zweiten Teil die nötige Fahrt um auf normales Brandis-Tempo zu beschleunigen. Da sich innerhalb der neuen Charaktere Freundschaften ausbilden ist die genaue Vorstellung eines Charakters wie „Grischa“ notwendig um einen Bezug zu ihm aufzubauen, da nur noch Brandis von der alten Crew der ersten vier Teile als Hauptfigur – Ruth O´Hara und John Harris einmal ausgenommen – geblieben ist.

Das Ende der Geschichte ist sicher ein wenig unspektakulärer als gedacht, doch sollte man nicht vergessen das man es hier mit einer eher möglichen Zukunftsvision zu tun hat – ohne außerirdische Zivilisationen oder Raumschiffen in Planetengröße. Doch bis dahin wird alles geboten was das SF-Herz begehrt. Nachvollziehbaren Techno-Babble, Fliegerpathos, Verschwörungstheorien und ab weniger als der Hälfte der Spielzeit jede Menge Action. Die Unterwasserszenen haben es in sich und verströmen die Beklemmung und Ausweglosigkeit in fast greifbarer Form.

Wie gewohnt schafft Michael Lott problemlos den Spagat zwischen dem unbeteiligt-ruhigen Erzähler „Brandis“ und dem begeisterten und kämpferischen Piloten in Aktion. Neben ihm können alte Hörspielhasen wie David Nathan, Detlef Bierstedt, Gerhard Hinze und Marion von Stengel in ihren Rollen überzeugen, wie nicht anders erwartet. Unter den (für mich) unbekannteren Stimmen tummeln sich gute Sprecher wie Ozan Ünal und Frank Tormé, aber leider auch ein paar Ausfälle wie Christian Lesniak, welcher mir zu gepresst und viel zu cool in der Rolle des Technikers „Osberg“ daher kam. Doch sind diese Ausfälle nicht wirklich als störend anzuhören, denn dafür sind ihre Rollen zu klein.

Der Klangteppich der Inszenierung ist wie gewohnt mehr als üppig ausgefallen. Die Interplanarer schaffen es erneut eine dröhnende Geräuschkulisse mit bombastischer Musik und den Sprechern dazu so gekonnt abzumischen das sich nichts der Elemente nach vorne drängt und jedes noch so kleine Detail vollkommen klar getrennt von den anderen zu verstehen ist.

Die Verlängerung der Spielzeit auf fast das doppelte des bisher gewohnten Niveaus erweist sich als Segen für die Serien, denn sonst ist alles bei der gewohnt hohen Qualität geblieben. Kürzere VÖ-Pausen würden das Bild noch runder machen, doch darauf könnte man beim neuen Verlag sicher auch noch hoffen. Nach wie vor mit das Beste auf dem SF-Hörmarkt…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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