02 – Schöne Aussicht

Radio-Tatort-02Eine Leiche ist das Letzte, was Hauptkommissar Jost Fischer aus Magdeburg brauchen kann. Die neue Kollegin Annika de Beer, frischgebackene Absolventin der Polizeischule, ist nicht gerade sein Typ. Als das »Dream-Team« zu seinem ersten Fall an der »Schönen Aussicht « eintrifft, sieht eigentlich alles nach einem Unfall aus. Dennoch mietet sich Annika in der auch Stasi-Schlösschen genannten Villa ein und erfährt mehr, als sie sich erhofft hat. Fischer hingegen kramt in alten Akten. Doch während die beiden sich – jeder auf seine Art – durch den Kleinstadtklüngel wühlen, läuft im Hintergrund der Countdown für einen perfiden Mord .

TrennstrichDie „schöne Aussicht“, welche dem Hörspiel seinen Namen gegeben hat, ist ein Hotel. In diesem Hotel gibt es eine Menge Altlasten aus der DDR-Zeit und diese Altlasten sogen dafür das dieser Tatort eine Story bekommen hat.

Im Keller des Hotels befinden sich hochgeheime Stasiakten zu denen so manch aktiver Kommunalpolitiker gerne Zugang hätte um seine eigene dunkle Vergangenheit, in schriftlicher Form, zu beseitigen. So kommt eines Nacht ein Mensch um der versucht hat im Hotel einzubrechen und für jemanden dessen Stasiakte zu stehlen. Dummerweise wird er vom Hotelbesitzer erwischt und gezwungen an der Regenrinne wieder aus dem Hotel zu verschwinden. Die Regenrinne gibt, wahrscheinlich, nach und der Tatort verdient sich seinen Namen zu recht. Das Magdeburger Team der Kripo wird auf diesen Fall in der Provinz angesetzt.

Wie so üblich bei einem Tatort beginnt auch dieser Fall mit der Vorstellung des neuen Teams, welches sich hier gerade erst kennen lernt. Die Charaktere werden so außergewöhnlich wie möglich angelegt und so bekommt der Vogelliebhaber Fischer eine Kollegin welche es mit Rambo aufnehmen könnte verpasst. Alles wird mit einer Sekretärin garniert die schon alles und jeden kennt und auf den Obercop Fischer ein gewissen positiven Einfluss hat, da der alte Herr eher ein unzugänglicher Brummelkopf ist.

So weit so gut. So hätte auch das Debüt des akustischen Teams eigentlich ganz nett werden können, wenn man nicht auf all dem herum reiten würde was diese Nation ohnehin schon lange genug entzweit. Sicher sollte man die dunkle Vergangenheit der beiden damaligen deutschen Staaten nicht unter den Teppich kehren, doch fand ich es als zu übertrieben sofort mit der großen Tür mitten ins neue Haus zu fallen. Hochbrisante Stasiakten, Kommunalpolitker mit nicht sonderlich weißer Weste und dazu noch ein Nazi-Anwalt – noch mehr Theaterschminke geht kaum noch.

Weniger ist mehr – hätte man dem Autoren sagen sollen und sich diese Dinge in Häppchen für die nächsten Folgen aufheben. So wirkt jedoch alles zu stark gewollt zusammengeschustert ohne den gewünschten Effekt, eventuell betroffene Empörung, wirklich zu erzielen. Unterhaltend ist es deshalb auch nur bedingt, denn die Kommissare tappsen durch die Gegend wie gutmütige Tanzbären welche am Nasenring durch die Manege des dörflichen Politikzirkus geführt werden.

Auch die Sprecher hätten eine bessere Eröffnungsgeschichte verdient. Auch wenn sich Hilmar Eichhorn, als Jost Fischer, zumeist mehr durch Hintergrundgeschnaube und starkes Atemgeräusch hervor tut, so spielt er doch den Rest der Zeit die Rolle des bärbeissigen Kommissar sehr gut und überzeugend. Seine Kollegin Nele Rosetz kämpft jedoch noch etwas mit den neuen Schuhen der „Annika De Beer“ welche noch nicht ganz zu passen scheinen und sie übertreibt das coole Spiel ab und an etwas zu stark. Marie Gruber, als einflussreiche Sekretärin „Blümchen“, erinnerte mich sehr stark an die Bürogehilfin von Bienzle und die Rolle schien mir beabsichtigt in diese Richtung geschrieben worden zu sein. Ansonsten geht der Rest der Sprecher gut in ihren Rollen auf und Tilo Prückner, welcher ja auch bereits TV-Erfahrung als Sidekick von Robert Atzorn im Tatort hat, fällt auch nicht besonders positiv ins Gewicht.

So ist der Start des Sachsen-Anhalt-Teams denn eher recht daneben gegangen, weil man es mit zu viel Story zu gut gemeint hat. Vergangenheitsbewältigung ist ok und auch erwünscht, doch in solch einer Überdosierung nur mäßig unterhaltsam…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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