03 – Himmelreich und Höllental

Radio-Tatort-03Kriminaloberrat Xaver Finkbeiner, ein wortkarger Südbadener, baut im Stuttgarter LKA als Profiler eine neue Abteilung auf. Während sich im Büro noch die Umzugskisten stapeln, stösst er bei einem Besuch im Südschwarzwald auf einen Toten: Herbert Wanner, Fleischfabrikant, musste sterben, weil er Pferde- als Hirschfleisch verkauft hat. Aber ist das wirklich ein Motiv für einen mittelalterlich anmutenden Ritualmord? Erst als die zweite Leiche im Kühlhaus liegt, wird Finkbeiner klar: Hier ist nichts wie es scheint. Die Idylle ist tödlich. Und beinahe auch für ihn.

TrennstrichIn der dritten Abteilung der Radio-Tatorte müssen sich nicht nur zwei neue Kollegen zu einem Team finde, es wird ebenfalls eine komplett neue Einheit gegründet. Wenn ich mich recht erinnere ist ein reines Profilerteam neu und selbst im TV noch nicht da gewesen.

Ein Freund von Kriminaloberrat Xaver Finkbeiner macht ihn auf einen Mord aufmerksam bei dem die zuständige Kripoabteilung seit 3 Wochen nicht einen Schritt in ihren Ermittlungen voran kommt. Der Profiler versucht sich inoffiziell um die ganze Sache zu kümmern, denn ihn verbindet mit dem Örtchen Himmelreich eine private Geschichte, welche über die Freundschaft zum dort ansässigen Ortstierarzt, Florian Goll, hinaus geht. Auch ist dessen Tochter an einer seltene Rückenmarkskrankheit erkrankt und die Chancen für ihr Überleben stehen schlecht.

So kommt es Finkbeiner gerade recht das ihm die zur Zeit invalide Kollegin Nina Brändle für Bürotätigkeiten zugeteilt wird. Brändle hat durch einen Motorradunfall ein Bein außer Gefecht und ist somit vorübergehend aus dem aktiven Außendienst entfernt worden. Die beiden versuchen dem Mord auf den Grund zu gehen doch spielen viele Faktoren bei den Ermittlungen eine Rolle, wie zum Beispiel ein Fleischskandal bei dem im ortsansässigen Gasthof Pferdefleisch für Hirschfleisch verkauft wurde. Und gerade der Besitzer des Gasthofes ist das Mordopfer.

Was in der Beschreibung schon recht behäbig und langatmig klingt, ist es in der Umsetzung ebenfalls. Sicherlich gibt eine Dorfidylle nicht wirklich den besten Schauplatz für Action her, doch hätte man sicher mit einer andern Story mehr Atmosphäre und Spannung erzeugen können. Die ganze Geschichte kommt nicht langsam in Fahrt, sie kommt irgendwie gar nicht in Fahrt. Alles plätschert belanglos dahin und selbst die bedrohlicheren Momente für Finkbeiner und Brendle sind so ruhig und oberflächlich inszeniert das keinerlei Spannung entsteht.

Auch wird hier viel zu viel in Mundart gesprochen. Ich bilde mir ja ein recht firm in den verschiedenen Dialekten Deutschlands zu sein und auch vieles verstehen zu können, doch erweisen sich hier gewisse Dialoge als nicht nachvollziehbar. Besonders das Schwadronieren der Wirtin innerhalb des Schankraumes ist ein einziges unverständliches Gebabbel. Ich stoße mich da nicht an Sachen wie „des isch nu amo so“ oder anderen leicht verständlichen Dingen, doch kam Bienzle im TV auch ohne solche Dinge aus und hatte trotzdem die Atmosphäre des Landstrichs akustisch auf seiner Seite.

Auch wirken die Sprecher recht unmotiviert und sehr bedächtig. Selbst Klaus Spürkel, in der Rolle des Tierarztes Florian Goll, welcher ja schon TV-Tatort-Erfahrung als Gerichtsmediziner an der Seite von Bienzle hat, scheint nur so nebenbei bei der Sache gewesen zu sein. Die Hauptdarsteller sind ebenfalls nicht so ganz wie erhofft. Der maulfaule Kommissar Finkbeiner ist gar nicht so maulfaul, was auch bei einem Hörspiel sehr sonderbar wirken würde, und Ueli Jaeggi gibt sich mit der Rolle auch nicht wirklich Mühe. Selbst bei einer eindringlichen Aufforderung kling Jaeggi immer noch so als würde ihn das überhaupt nichts angehen und er stehe neben der Figur, welche er nur betrachte und nicht spiele. Auch Karoline Eichhorn kommt mit „Nina Brändle“ nicht wirklich zurecht. Frech und keck wirkt sie ja, aber auch irgendwie statisch und unbeteiligt.

Die Inszenierung ist ok und Musik wie Sounds sind überzeugend. Doch kann der Rest nicht wirklich Atmosphäre und Stimmung schaffen. So gerät auch der erste Fall des Baden-Würtemberg-Team eher zu einem langwierigen und zu ruhig angegangenen Kammerspiel das nicht wirklich unterhaltend ist…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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