09 – Krim-Krieg in Wiesbaden

Radio-Tatort-09Ein Skandal: Bei einer Benefizgala in Wiesbaden stolpert eine Prostituierte aufs Parkett und stirbt. Society-Fotograf Camillo Falk und sein Sohn Raymond von der Mordkommission verdächtigen ukrainische Krimsekt-Hersteller, und auch die hessische Politikprominenz scheint in den Fall verwickelt.

TrennstrichAuch in der neunten Installation des akustischen Tatorts in Serie, so man denn aus dem Bundeslandgespringe eine Serie herausfiltern mag, gibt es nicht viel neues zu berichten.

Wenn man nicht peinlichst genau darauf geachtete hätte ein etwas ungewöhnlicheres Team ins Rennen zu schicken, wäre auch diese Folge, wie die anderen 8 vorher, ohne großen Sang ins Land gegangen. Doch das hier agierende Ermittlertrio ist für Tatortverhältnisse, zumindest was die Radioversion angeht, schon fast revolutionär.

Ein Vater-Sohn-Gespann welches unterschiedlicher nicht sein könnte – Vater Fotograf welcher zumeist Nachts arbeitet, der Sohn ein spießiger Kriminologe bei der Mordkommission – jeder das negative Spiegelbild des anderen. Und ihnen zur Seite steht die Kollegin von Sohn Falk, Sascha Weiss – welche aber zumeist eher zur minderwichtigen Randfigur mit diversen Befugnissen verkommt.

Um diese Unterschiedlichkeit der beiden dominanten Hauptfiguren noch mehr zu untermauern bedient man sich eines akustischen Effekts – dem der „räumlichen Trennung“. Der Vater, Fotograf Camillo Falk, ist in seinen inneren Monologerzählparts stets auf der linken Seite des Kopfhörers zu vernehmen. Der Sohn, Kommissar Raimund Falk, immer auf der rechten. Ob diese Wahl der Ohrseite nun rein willkürlich geschehen ist oder ob dahinter eine tiefere Metapher stecken mag, wollte sich zear nicht erschließen, lies aber doch während des hörens ein paar Gedanken darüber entstehen ob es vielleicht doch beabsichtigt war den älteren Lebemann nach links und den spießigeren Beamten nach rechts zu verfrachten.

Zur Geschichte an sich. Hier wird alles komplett durch die beiden Hauptfiguren, welche hervorragend von Peter Fitz (Camillo Frank) und Peter Jordan (Raimund Frank) getragen werden, in Szene gesetzt. Der Rest ist Schweigen, denn solch einen Fall hat es wohl in jeder Crimefighterserie im deutschen TV bereits gegeben.

Dennoch kämpft sich der Krim-Krieg mit allen Wassern gewaschen an die bisherige Spitzenposition der bisherigen Folgen. Nicht die Geschichte steht für mich hier im Vordergrund sondern die ausgefeilten Charakterstudien der neuen Ermittler – welche auch wesentlich interessanter sind als der Mord an einem Schaumweinfabrikanten.

48 Minuten Spielzeit gehen wie im Flug vorüber und der einzige wirkliche Nachteil,dieser Produktion ist der Seitenwechsel der inneren Monologe, denn ich fühle mich nicht gut dabei einseitig partiell ertaubt worden zu sein, nur aus künstlerischen Zwecken.

In einer brauchbaren Inszenierung aus genug Geräuschen und unaufdringlich kurzen Musikstücken tummeln sich bekannte Stimme wie die von Walter Renneisen, Nikki Stein und Nina Petri. Keine Ausfälle, aber auch keine Kniefälle vor zutiefst genialen Leistungen – selbst Fitz und Jordan liefern nur sich selbst ab, also hohe Qualität.

Bisher die intensivste Folge einer Reihe welche bisher mit viel Getue um nichts und gepflegter Langeweile zu kämpfen hatte…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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