01 – Stadien des Verfalls

Terra-Mortis-01

Die Welt der Lebenden war vergangen und die Herrschaft der Toten hatte begonnen. Der Lange Winter zog auf und tötete die wenigen Millionen die den Untergang der Zivilisation überlebt hatten. Doch nicht alle. Dies ist nicht die Geschichte vom Ende der Welt. Es ist die Geschichte eines Neubeginns.

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Alles kaputt, alle Zivilisation ausgelöscht, alles tot…oder doch nicht?

Die menschliche Angst vor den Toten die zum Leben zurück kehren ist so alt wie die vor den Wesen welche sich vom Blut der Menschen ernähren. Doch geben die guten Zombies auch einen brauchbaren „Gegner“ für ein Hörspiel ab? Die vor sich hin schlurfenden Fledderleichen können ja nur in großen Mengen überzeugen und die bisherige Faszination bestand auch eher in der, das man sie auf blutigste Art und Weise auf Zelluloid bannte – also: kucken gut, hören nicht?

Weit gefehlt. Dane Rahlmeyer geht einen Weg der ihm abzukaufen ist. In seinem Buch gibt es die normalen Schlurfzombies und auch eine Turboversion derer – die so genannten „Sprinter“. Diese Sprinter schaffen eine Bedrohung welche auch benötigt wird, denn wenn eine Gruppe Menschen von Schlurfern in Waldgebieten verfolgt wird, gibt es sicher mehrere Möglichkeiten sich in Sicherheit zu bringen usw.. Puristen mag diese Mutation sicher leicht säuerlich aufstoßen, doch ist dies Fiktion und somit alles erlaubt was eine Weiterentwicklung darstellt, so lang sie nicht zu weit an den Haaren herbei gezogen wurde.

Auch achtet Rahlmeyer hier wieder auf das, was seine Hörspiele stets so unterhaltsam macht, die ausführliche Charakterisierung der Protagonisten. Sicher geht es auch mit Munition und einer Menge sterben zur Sache, doch zuerst sollte man wissen wer denn da sterben könnte und ob man sich mit dem anfreunden kann. Gut gewählt ist auch das Setting eines abgelegenen, ausgebauten Bauernhofs. Was könnte trostloser und irgendwie endgültiger sein als solch eine Szenerie in der man eigentlich nicht tot über dem Zaun hängen möchte.

Von der Geschichte her kann die erste Terra Mortis durchaus überzeugen, auch wenn man Tempo und Action zuerst vorweg lassen muss. Hirnloses Geballer ist hier genau so fehl am Platz wie im dunklen Meer der Sterne oder in Dornberg, denn hier wird durchdachte Unterhaltung geboten und kein 08/15-Geklatsche der hirnlosen Art.

Vom gewohnten Rahlmeyer-Stimmen-Clan sind hier Katja König und Andreas Bötel zu hören. Katja König ist für mich erneut über jeden Zweifel erhaben, da sie erneut mit gewohnt kindlicher Sexystimme bei mir Gänsehaut erzeugt. Was die junge Dame an Intensität in jede Silbe legen kann ist schon beachtlich, gerade weil alles so unschuldig wie gerade neu geboren wirkt. Andreas Bötel hat diesmal nicht viel Möglichkeiten seinen Donnerbass zur Geltung zu bringen, doch ist seine Leistung ebenfalls wie gewohnt gut. René Dawn-Claude darf diesmal Katja König als Hauptheld zur Seite stehen, was er mit gewohnter Professionalität erledigt. Karen Schulz-Vobach ist ebenfalls mit von der Partie, doch diesmal nur mit unterdrücktem Sexappeal – ein Mutterrolle erfordert dies ja nicht unbedingt und die Rolle als „Krankenschwester“ dürfte der ehemaligen Hebamme auch nicht wirklich unbekannt gewesen sein.

Musik und Effekte sind ebenfalls wie gewohnt hoch angesiedelt. Der Score von Marcel Schweder trifft wieder jede Szene mit gewohnter Präzision und verschafft der trüben Stimmung zusätzliche Tiefe.

Besonders zu erwähnen wäre das Cover das endlich einmal vom gewohnten Rahmeneinheitsbreichen der Pandras Play-Produktionen abweicht. Mit einer Sonderfarbe vershene, wirkt das Design von Anne-Sophie Wittwer wesentlich lebendiger als die gewohnten Digitalbildchen, welche stets auch nur den kleinsten Funken von Leben vermissen lassen.

Abschließend bleibt zu erwähnen das die Hörspiele aus der Macherfuchtel von Dane Rahlmeyer die einzigen Produktionen sind die von Pandoras Play das Prädikat „professionell & definitiv hörenswert“ verdienen. Was Rahlmeyer anpackt, auch bei anderen Hobbylabeln, ist stets gut hörbar und trägt seine unverwechselbare Handschrift. Wäre nur zu wünschen das der Output schnelle voran geht und auch seine anderen Serie flotter voran gehen würden.

Zombies können auch im Hörspiel gut wirken, wenn man an die Thematik ein wenig „anders“ heran geht als gewohnt…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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