01 – Krone der Schöpfung

Utopia-01Asche und Staub. Mehr nicht. Die Welt, wie wir sie kennen, existiert nicht mehr. Tod und Vergessen haben ihren Mantel über die Anfänge jenes Krieges ausgebreitet, der das Antlitz der Erde vernarbte. Im Widerschein unzähliger nuklearer Flammensäulen zersplitterte das Erbe der Menschheit und verdunkelte den Himmel. Das Leben, das der Verendung bislang trotzte, verkriecht sich oder zieht ziellos und auf der Suche nach Existenz umher, zehrt von den Resten einer untergegangenen Zeit. Menschen wurden Nomaden oder suchten Schutz in Siedlungen, Ciudas genannt, um die Prüfung Gottes zu bestehen. Denn der Herr, so sagt die Neue Schrift der Prediger, sandte die Große Plage als Strafe für die Frevel des schöpfenden Menschen und raffte die verdorbene Welt der Sünder hinweg.

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Die Welt liegt in Schutt und Asche und nur ein paar wenige Menschen – im Gegensatz zur Bevölkerung vorher (vermutlicherweise) – haben überlebt. Ein Teil der Menschheit zieht als Nomaden durch die Welt, auf der Suche nach einem Tor, das sie in ein verheißungsvolles, gelobtes Land bringen soll. Der Rest unterwirft sich gezwungenermaßen der Macht des „Traum Gottes“, einem klerikalen Bund der auf seine Art und Weise versucht den Planeten unter seine Knute zu bringen.

Doch auch die Nomaden, wie wahrscheinlich auch die Menschen welche in den „Ciubas“ (dorfähnliche Ansiedlungen) leben, werden durch ein religiöses Motiv angeführt und durch eine Art Medium geleitet. So ist die Macht des religiösen Glaubens in der Welt der Postapokalypse sehr stark und „Gott“ ist immer noch überall – denn dem schreiben die Menschen ihre missliche Lage zu, da er die Sünder endlich gehörig abgestraft zu haben scheint. Doch sind auch hier die falschen Propheten genau so aktiv und an der Macht, wie vorher auch – Geschichte verläuft eben zyklisch, wenn hier auch mit mehr Staub und Asche im Hintergrund der Ereignisse.

Was könnte man aus solche einem Grundstoff nicht für eine vortreffliche Hörspielserie gestalten, in der die Nomaden durch die postapokalyptische Welt irren – auf der Suche nach dem Portal das endlich die Erlösung in einem neuen Land verheißt – immer verfolgt von den unnachgiebigen Anhängers des „Traum Gottes“.

Leider scheint der erste Teil der Geschichte um Noa, ohne „h“, und seine Gefolgsleutenomaden vom Käufermarkt nicht so angenommen worden, das es eine Fortsetzung geben wird. Sicherlich macht das Hörspiel auch als Stand Alone Sinn und eine Menge Freude beim hören, doch ist die Geschichte nicht wirklich zu Ende und es gäbe noch eine Menge zu erzählen.

Wer sich eine wenig in postapokalyptischen Unterhaltungsliteratur auskennt, der wird nicht neues in diesem Hörspiel entdecken. Das die Insekten fast alles überleben werden um als mutierte Monster den restlichen Humanoiden das Leben schwer zu machen, ist Grundbestandteil vieler Romane aus der Endzeit. Auch die Rettung in religiöse Gedankenmuster wurden oft thematisiert – sei es nun die Anbetung des bisherigen Gottes oder das niederknien vor einer einsatzfähigen Nuklearrakete.

Als Hörspiel jedoch, ist diese Art von Unterhaltung neu und komplett unevbracuht, was sicher vielen Hörspielhöreren den Panikschweiß auf Stirn getrieben haben könnte, denn „Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht!“ und dies trifft besonders auf den deutschsprachigen Hörspielmarkt zu – Experimente unerwünscht.

Die Geschichte gibt eine Menge Material her, ohne auch nur irgendwas zu verraten. Wie das alles geschehen ist, bleibt im dunklen verborgen und wie die Mutationen der bekannten Tiere zustande kamen ebenfalls. Vollendete Tatsachen, ohne zu viel Gelaber und spielzeitverlängerndes Zubrot.

An den Sprecher gibt es nichts zu bemängeln. Die Mixtur aus bekannten Profistimme und unbekannteren Gutnichtprofis ist recht ausgewogen und nur die Soldaten Sebastian Bäcker, Mario Giessler und Philipp Gorges machen eine humorige Amateurfigur, wenn sie darauf hinweisen das der gute Heinz-Dieter Vonau die von ihm gesuchte Person „Böstömmt baih Mätschor Gohlohn“ finden wird.

Wer Christian Rode als Erzähler genau so schrecklich findet wie ich, der muss sich keine Sorgen machen, den er beginnt die Geschichte nur und wird dann von Erzähler Wolf Frass angenehm abgelöst. Zwar taucht Rode nochmals als Priester auf, ohne jedoch zu nervig zu sein. Ansonsten tummeln sich Bodo Wolf, Martin Sabel, sehr kurz Martin May, eine wie immer hervorragende Karen Schulz Vobach und sogar ein ganz kurz angerissener Detlef Bierstedt in diversen Rollen. Nichts zu meckern, bis auf das Soldatenpack – humorig ausgedrückt.

An der Musik und den Sounds gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, denn die machen die Sache so rund wie man sie nur machen kann. Da sitzen die umfangreichen Geräusche genau so passe die die stakatoartigen Beats und die orchestraleren Stücke so dicht am Podex der Inszenierung wie eine Shrink-to-fit-Jeans am Trägerkörper.

Schade das man diesem recht außergewöhnlichen Stück Hörkultur nicht die Chance gegeben hat, und wohl niemals geben wird, sich in eine zweite Runde zu begeben und somit eventuell mehr Hörer anziehen zu können, als nur die mental unbeweglichen Kassettenkinder des Internets, welche eben nicht in der Lage sind eine professionellere Produktion am Leben zu erhalten die sich nicht erlauben kann aus reinem Hobby finanziert zu werden.

Für mich ein gelungenes Stück Hörkrams…Soundsystem-BLAU

 

Thomas Rippert
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