Es herrscht Wahlkampf in Ystad. Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen bereitet die sozialdemokratische Partei einen Auftritt des Politikers Kenneth Nilsson vor. Als wäre das nicht genug Stress für die lokale Polizei, wird in einem Güterzug von Ystad nach Polen eine Leiche gefunden: ein ermordeter Schwarzafrikaner. Die Tat und das mutmaßliche Motiv bleiben für Kommissar Wallander ebenso rätselhaft wie die Frage, weshalb der Mann sich in Schweden aufhielt. Bei der Ermittlung stoßen sie auf die Spur des Afrikaners Diao, einen Freund des Toten, der seit der Mordnacht verschwunden ist. Erstaunt geht Wallander und sein Team den Spuren einer vor langer Zeit in Afrika begangenen Bluttat nach.
Nicht nur mit einem Mord müssen sich Wallander und sein Team diesmal befassen, es geht auch um Politik. Die Ermittler merken wie viel Einfluss die Politik wirklich auf ihre Arbeit hat und wie sie die Ermittlungen verzögern oder gar komplett in eine anderen Richtung lenken kann. Und Wallander muss sich mit einem Vorgesetzten auseinander setzen der ihn nicht als „oberste Instanz“ anerkennt sondern sein eigenes Spiel spielt.
Ruhig und bedächtig inszeniert ist auch diese Folge wieder sehr eindringlich gelungen. Die Geschichte, und deren Umsetzung, setzt nicht auf effektreiche Action oder nervenzerfetzende Spannungsmomente, sondern befasst sich mit den Menschen welche in de Geschehnisse verwickelt werden und setzt sich mit deren Gefühlswelt auseinander. Wallanders Charakter erfährt dabei wieder eine neue Nuance die mal so nicht vermutet hat und welche das persönliche Gesamtbild des bärbeißigen Kommissars etwas mehr in die freundlichere Ecke lenkt. Auch das Zusammenspiel der restlichen Protagonisten, im Arbeits- wie auch im Privatleben, wird wieder mit eingebracht. Besonders de Beziehung zwischen Linda und Stefan steht auf einer harten Probe und sorgt für Spannungsmomente während der Ermittlungen.
Nach wie vor ist diese Serie nichts für einen schnellen Hörgenuss zwischendurch und man sollte schon eine etwas positiveres Stimmungslage mitbringen wenn man sich den Geschichten widmet. Wallander ist so nahe an der Realität dran das es streckenweise schmerzt und die Motive der Geschichten sind auch nicht gerade simpel gewählt – Kinderprostitution oder Rassismus sind Themen welche aufgegriffen und erschreckend real verarbeitet werden. Auch ist das Ende der Geschichte, wie im richtigen Leben, nicht ein glückliches Happy End und die Guten sind vielleicht die Sieger, aber niemals die strahlenden Helden.
Die Sprecherriege ist wieder bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt. Sascha Rotermund hat eine recht kurzen aber doch auffallenden Auftritt und besonders habe ich mich über Peter Woy in einer „wie für ihn gemacht“-Rolle gefreut. Der eventuelle Bösewicht steht ihm gut zu Stimme und er bringt den Charakter so lebendig herüber wie ich es von ihm erwartet hatte – voller Ecken und Kanten. Der Hauptcast schafft wieder die notwendige düstere Stimmung welche die Serie bisher ausmacht. Axel Milberg darf „Wallander“ diesmal sogar, in ein paar Szenen, eine positivere Seite als gewöhnlich abgewinnen und so etwas wie Gefühl zeigen. Ulrike Tscharre und Christian Stark leben sich immer mehr in die Rollen des streitbaren Kollegenpärchens mit Privatanschluss ein und Lennart Krüger kommt seine TV-Krimi-Erfahrung (Einsatz in Hamburg) auch sehr gut zu pass.
Zum vierten Mal „unterkühlte“ Unterhaltung aus dem hohen Norden, welche aber gerade durch die genau Zeichnung der Figuren und die recht klar definierte Story überzeugen und fesseln kann…
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