Ryan Kenrick, ein erfolgreicher und wohlhabender Autor, leidet nach dem Tod seiner Frau an Depressionen und einer Schreibblockade. Sein Verleger bietet ihm sein vor kurzen erworbenes Landshaus auf der Insel Haddington Island an, das er begleitet von seinem besten Freund Dan Gusbirg und seinem treuen Hausmädchen Olivia besucht. Doch plötzlich geschehen merkwürdige Dinge, die in dem beschaulichen Dorf Westonbridge ihren Anfange nehmen. Wer ist die schöne Frau namens Chloé, die Ryan bei der Beerdigung ihrer Mutter sieht, und die ihn so an seine verstorbene Frau erinnert? Warum nahm sich ihre Mutter das Leben? Und welches Geheimnis steckt hinter dem Verschwinden Chloés Geschwister?
Mystery ist das angegebene Genre dieser Story um einen fast schon lebensmüden und von Vorwürfen und Selbstzweifeln geplagten Autor, der versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. In dem kleine Hafenstädchen Westonbridge versucht er wieder zu sich selbst zu finden und mit seinem neusten Buch zu beginnen. Doch auch sein bester Freund Dan schafft es nicht ihn dort abzulenken, denn es ereignen sich sehr seltsame Dinge in deren Mittelpunkt Ryan gezogen wird.
Bei einer Beerdigung wird Ryan von einer alten Muschelverkäuferin auf eine junge Frau hingewiesen, deren Mutter gerade beerdigt wird. Da sonst niemand der Beerdigung beiwohnt spricht Ryan den Pfarrer an, welcher jedoch erzählt weder die alte Frau noch die Tochter der verstorbenen gesehen zu haben. Als Ryan jedoch auf Chloé, die junge Tochter, trifft erwacht sein Interesse an der rothaarigen Schönheit und er stellt Nachforschungen an die ihn in eine Welt voller Schrecken führt.
Mystery bekommt man auch. Dies ist nun einmal der erste Teil und hier müssen zuerst die einzelnen Charaktere und das Spielfeld, sowie die erforderlichen Dinge für den Verlauf der Geschichte, erklärt und vorgestellt werden. Normalerweise ist dies eine recht undankbare Aufgabe, doch Sven Matthias hat dies mit der Story recht passabel und auch kurzweilig unterhaltsam umgesetzt und verstanden nicht zu viele längere Erklärstrecken einzubauen.
Nicht nur das Mysterium um Chloé sind sofort im Mittelpunkt, auch die Geschichte um die „ewig vorhandene“ Haushälterin Olivia und die immer präsenter werdenden Wölfe geben allem sofort das nötige Tempo. Dieses ist nicht sehr hoch, da man sich der ganze Geschichte langsam nähert, das Flair des Schauplatzes gemächlich aufbaut und die Ruhe, welcher sich Ryan aussetzt zuerst einmal an den Zuhörer bringt. Stück für Stück wird diese jedoch zerstört und der Sog der „Windsängerin“ entfaltet auch für den Zuhörer seine fast unwiderstehliche Kraft.
Diese „Variation des Themas“ bietet, von der Story her, nicht wirklich viel Neues für Leute die sich in diesem Genre zu Hause fühlen und schon mehr als nur ein Buch oder einen Film in dieser Richtung hinter sich gebracht haben. Doch verschafft die Sorgfalt und das Herzblut, mit dem Sven Matthias an seine Projekte heran geht, der „Windsängerin“ einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Keine dreiste Kopie einer bereits vorhandenen Geschichte wird geboten, sondern die Vorstellung eines Regisseurs der sich auch als Sprecher in die Hauptrolle besetzt. Diese Personalunion ist ihm erneut sehr gut gelungen und die Fortschritte, welche Sven Matthias, seit meiner ersten akustischen Begegnung mit ihm, gemacht hat, sind wirklich erstaunlich und nicht von der Hand zu weisen.
An Sprechern hat Sven Matthias eine Menge an wirklich guten Stimmen zusammengetrommelt. Die Mischung aus Profi- und Hobbysprechern geht recht gut ineinander über. Wer nun wieder die subjektive Einschätzung anbringen mag das solch ein Melange niemals funktionieren kann, dem sei der Download dieses Hörspiels empfohlen.
Sven Matthias, in der Rolle des Ryan Kenrick, verkörpert die Verzweiflung des Charakters mit sehr viel Inbrunst. Seine sehr angenehme und weiche Stimme, derer ich mich als Bewunderer schuldig bekennen muss, und sein Sprachsingsang treffen den Ton der Figur zu 100% – zumindest so wie ich ihn mir „optisch“ gedacht habe.
Martin Sabel, als „Dan Gusbird“ der beste Freund des Hauptakteurs, legt ebenfalls eine perfekte Vorstellung hin. Dies ist jedoch nicht weiter verwunderlich, da er ein Profi ist und solch eine Rolle, wie jede andere auch, mit Leichtigkeit beleben und akustisch ausleben kann.
Conny Hartman tauchte mir, als „Chloé“, etwas zu wenig auf, dafür das sie diese Figur mit einer gewissen Art und Weise spricht. Sie wirkt irgendwie nicht wirklich professionell, aber gerade das macht den Charakter irgendwie aus. Mit einer Mischung von sexuell anziehender „Unschuld vom Lande“ und atemloser Diva verpasst sie der „Windsängerin“ das gewisse Etwas, welches ich nicht so genau definieren kann, mir aber doch ein paar Nackenhaare hochstellte.
Selbst die kleineren Rollen sind von Regisseur Matthias wieder genau so besetzt worden wie es passt. Neben einer nicht ganz so perfekt wie gewohnten Tabitha Hammer, in der Rolle der Haushälterin „Olivia“, sind Detlef Tams, Sandra Sances, Nord Nord West (welcher sich endlich einmal dazu durchringen sollte seinen richtigen Namen anzugeben), Tatjana Auster, Roman Ewert und Marie Christin Natusch zu hören.
Die Musik von Alexander Gühlke ist sehr einschmeichelnd und unterstützt jede Situation perfekt. Mal mit ruhigen Klavierklängen und mal mit eher orchestralen Stücken bietet sie eine sehr angenehme Unterstützung zu den entsprechenden Szenen.
Die Geräuschkulisse ist so ausgearbeitet wie man sie fast nur bei Titania erwartet. Singende Vögel durch das Fenster, Glockengeläut welches sich über die Brandung des Meeres legt und auch sonst ist alles in Hülle und Fülle vorhanden was eine Szene benötigt um realistisch zu wirken und den inneren Kinofilm anzuwerfen.
Die Inszenierung ist ebenfalls fast perfekt. In jeder Szene ist überzeugender Raumklang für die Stimmen vorhanden und diesmal gibt es auch keinen unterschiedlichen Klang, oder gar Hall, der einzelnen Sprecher. Alles ist so ineinander gefügt das weder die Musik noch die Soundeffekte die Sprecher unter sich begraben und alles zusammen ein sehr harmonisches Gesamtbild ergibt.
Nach so vielen Steigerungen in Punkto Qualität und Quantität muss ich dem Duo Matthias/Gühlke unterstellen das sie nun wirklich nicht mehr weit weg von einer kompletten Profiproduktion sind. Die Kategorisierung „Profiproduktion“ möchte ich hier einfach einmal wählen, weil das einzige was die Beiden noch davon entfernt eine gepresste CD und ein Vertrieb ist.
Profisprecher gemischt mit Hobbysprechern, ein fabelhafter Chor und eine ausgezeichnete Solistin, eine gut gängige Geschichte und eine fast perfekte Inszenierung – alles das bekommt man hier geboten, mal wieder für den Preis von 0,- Euro in einer Qualität die man sonst in den Medienpalästen im Regal stehen sieht.
In der Hoffnung das Sven Matthias sich nun nicht auf den, mit dem Wind gesungenen, Lorbeeren ausruht, sondern weiter an sich und seiner Kunst arbeitet…
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