Mit „Metamorphosen“ ist es den Geschichtenwebern gelungen, den Lovecraftschen Kosmos um einige Facetten zu bereichern. Dennoch lauern noch viele Geheimnisse der Großen Alten verborgen in der Vergessenheit und warten darauf, erweckt zu werden.
15 Autoren haben sich diesmal gefunden, um erneut „Auf den Spuren H.P. Lovecrafts“ zu wandeln. Ganz besonders freue ich mich, dass der Autor der „GROSSEN ALTEN“-Trilogie Arndt Ellmer die Titelgeschichte „Die Klabauterkatze“ zur Anthologie beigesteuert hat. Drei Tage später kam er mit einer Statue zurück. Ich weiß wirklich nicht, welcher Teufel ihn geritten hatte, mir dieses hässliche Ding als Geschenk mitzubringen. Was auch immer der obsidianschwarze Stein darstellen sollte, es war seltsam verdreht, verkrümmt, verkrüppelt – einfach falsch. (Das Ding, Bettina Ferbus)
Auf dem Weg zu einem abgelegenen Dorf leistet einem Heiler eine Katze Gesellschaft. Kann ein so liebes Tier Tod und Verderben über die Menschen bringen?
Archäologen graben sich durch uralte Ruinen und finden einen bizarren Spiegel. Zu welchen blutigen Ritualen diente er einst den Maya?
Ein Student entdeckt im Schreibtisch seines Professors ein blasphemisches Buch. Sind tatsächlich mordende Monster auf der Suche danach?
Das Grauen ist nicht von dieser Welt. Aber es lauert hier … und es will gefunden werden!
Der zweite Band der Anthologiereihe aus dem Verlag Torsten Low trägt den Titel „Die Klabauterkatze“, welchen sie von der ersten Geschichte des Buches bekommen zu haben scheint.
PERRY RHODAN-Veteran Arndt Ellmer schildert darin die Gesichte eines Heilers, welchem das Böse in Gestalt einer kleinen Katze über den Weg läuft. Die fantasyartige Geschichte beginnt gut und… endet extrem abrupt, in dem Moment in dem es erst richtig interessant zu werden scheint. Ich blieb mit meiner Fantasie alleingelassen zurück und widmete mich der zweiten Geschichte…
…welche den Titel „Goldene Locken, kaltes Herz“ trägt und von Matthias Töpfer verfasst wurde. Wo mich die Klabauterkatze recht ratlos zurückließ, machte sich diese Story erst gar nicht die Mühe mich irgendwie gefangen zu nehmen. Der Funken wollte nicht überspringen und ihr Open End kam für mich auch nicht wirklich überraschend.
Die „Spuren im Watt“, welche Johannes Harstick hinterlassen hat, bewegen sich schon eher auf den Spuren des Altmeisters. In der Ich-Form erzählt, ist der Schrecken der Suche nach einem verschwundenen Wissenschaftler sehr surreal und unterhaltend.
„Bausteine aus Le(h)m“ von Thomas Backus, die vierte Geschichte, empfand ich als sehr unausgegoren. Scheinbar konnte sich der Autor nicht entscheiden ob er ein Familiendrama, eine Horrorstory oder eine Hommage an HPL abliefern wollte. Alles ist vorhanden, doch leider ohne das es wirklich zusammen passen würde.
„Das Ding“ von Bettina Ferbus schildert die Geschichte einer sehr ungewöhnlichen Schwangerschaft und das darauffolgende „Faustpfand“ von Matthias Töpfer stellt die für mich bisher subjektiv ansprechendste und umfangreichste Story des Buches dar. Beide sind in ihrer Form sehr gelungen, unterschiedlich wie Tag und Nacht, und die Geschichten an sich gut durchdacht.
Weiter geht es mit der „Besprechung on the go“…
…und „Das Lied des Meeres“ von Sabrina Hubmann. Eine nette kleine Story über einen Teil des Planeten, der nicht wirklich so erforscht ist, wie man es sich vielleicht vorstellen mag. Es wäre also möglich, dass es die Dinge dort unten gibt, die dem Großvater des Protagonisten eine Heidenangst eingejagt haben.
„Schwarzes Glas“ von Chris Schlicht verbindet HPL mit den Mayas und Azteken. Während einer Ausgrabung kommt es zu ungewöhnlichen Vorfällen, die einen Mitarbeiter der Miscatonic University schwer in Mitleidenschaft ziehen.
„Der Fang“, den Benjamin Nemeth in seiner Geschichte an Bord eines Schiffes bringt, erinnerte mich an den Schatten über Innsmouth, während Martin Beckmanns „O Bruder Mein“ eher wieder eigenständig für sich daherkam.
Das „Treibgut“ von Carsten Steenbergen war nett und kurzweilig, blieb mir aber nicht wirklich im Gedächtnis haften.
„Die perfekt Musik“ erklingt zwar erst recht spät in der Geschichte von Sabine Völkel, doch sprach mir der geschilderte Weg dorthin genau so an, wie es bisher nur das „Faustpfand“ vermochte.
Und jetzt möchte ich mich selbst, aus der Besprechung zum ersten Band, zitieren:
„Mit „3,5“ von Samuel White und „Symbiose“ von Chris Schlicht begegneten mir die ersten beiden Storys, von denen ich gerne viel mehr gelesen hätte. Das jeweilige Grundthema der beiden Geschichten würde jede für sich Möglichkeiten für längere Romane, oder sogar Serien hergeben. Wobei gewisse Dinge in „Symbiose“ mich doch sehr an VENOM aus SPIDER-MAN erinnerten.“
Mit der Geschichte „Krieg der Kraken“, von Samuel White, liegt genau das vor, eine Fortsetzung der Geschichte „3,5“ aus Band 1. Erneut packte mich die Story und erneut ist das Ende offen wie ein Scheunentor. Bleibt abzuwarten, ob man in Band 3 wird durch es hindurch gehen können.
„Fleischmanns Trophäe“, von Jan-Christoph Prüfer, ist eine klassische HPL-Geschichte in die Neuzeit übertragen. Das Büro in der Universität erinnerte mich sofort an dessen Pendant in „The Call of Cthulhu“.
„Wo die Straße dunkel ist“ von T.S. Orgel entführt den Leser in die staubigen Gefilde der USA, in denen sich in der Hitze des Tage und dem herannahen eines Wirbelsturmes so mache Fata Morgana vor einem auftun kann.
Und frei nach dem Motto „Save the Best for Last“ konnten mich der „Zauber der Karibik“ von Andreas Zwengel und Matthias Töpfers „Das Knusperhäuschen“ wieder versöhnlich stimmen, in dem sie einen runden Abschluss des Buches lieferten.
Die Qualität der Geschichten ist sehr unterschiedlich und nicht jede der Storys konnte mich wirklich überzeugen. Dies ist aber der Fluch einer Anthologie, denn man kann es nicht durchgehend jedem Recht machen, und das muss man auch nicht. Trotz alledem ist das Buch jedem Liebhaber des Werkes von HPL zu empfehlen.
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