Die Erben Abaddons (»Abaddon«, von hebr. abad »Untergang, Vertilgung, Abgrund«)
Nur wenige überlebten die Ressourcenkriege. Noch weniger überstanden die Globale Pandemie. Das Leben war ein anderes für die Generationen, die nach der Alten Zivilisation kamen. Doch sie existieren noch heute – hundertfünfzig Jahre, nachdem die Welt auseinanderbrach.
Sie sind die Erben des Untergangs.
„All children, except one, grow up. They soon know that they will grow up, and the way Wendy knew was this.” – mit diesen unsterblichen Worten beginnt der Roman “Peter Pan” von J.M. Barrie…
…doch was hat das alles mit einer postapokalyptischen Geschichte zu tun?
Eine Menge, denn die Hauptprotagonistin des Romans „Nimmerland“ aus der Reihe „Die Erben Abaddons“ trägt den stolzen Namen „Wendy“, ebenso wie die Freundin von Peter Pan genannt wurde. Doch ist diese Wendy hier nur die Abkürzung für „Wendira“ und die junge Dame hat auch ansonsten recht wenig mit der jungen Dame der damaligen Zeit zu tun.
Wendira muss in einer Welt erwachsen werden, in der die Menschen es endlich geschafft haben den Planeten Erde zu verwüsten und nur noch schwer bewohnbar zu machen. Als sie eines Tages einen kleinen Ausflug aus ihrer relativ behüteten Welt der Gemeinschaft in der sie aufgewachsen ist unternimmt, werden ihr Bruder und sein bester Freund von fliegenden Luftpiraten gekidnapped und Wendira muss sich auf die Suche nach den beiden begeben.
Bis dahin hat die Geschichte nichts Neues im dystopischen Rahmen zu bieten und auch sonst bedient man sich hier an vielen Versatzstücken, welche dem einen oder anderen Dystopieliebhaber bekannt vorkommen sollten. Doch möchte ich diese eher negativ erscheinende Bewertung auch sofort wieder ein wenig abmildern, denn auf dem gigantischen Buchmarkt der Endzeitgeschichten ist es schwer vollkommenes Neuland zu betreten. Es hat eigentlich schon alles gegeben, und das was kommt sind nur noch Variationen eines Themas.
Wendira ist kein Kind mehr, als sie sich auf die Suche nach Yori, ihrem Bruder, und dessen Kumpel Pit begibt. Doch wird der Weg bis zum Ende des Buches für sie ein Coming of Age, bei dem es viele Dinge zu erkennen und realisieren gibt, welche auch heutzutage aus einem Kind/Teenager einen erwachsenen Menschen formen. Allerdings wird auch die Komponente des „inneren Kindes“ weder vergessen, noch verliert Wendira den Kontakt zu ihm. Dazu ist der Kontakt zum imaginären „Peter Pan“ viel zu stark und seine beratende Funktion in diversen Überlebenslagen zu wertvoll.
Was vielleicht bisher wie eine Jungenddystopie klingen mag, ist nicht wirklich eine, oder zumindest kam es mir nicht immer so vor. Sicherlich hat man auf das sichere Pferd der weiblichen Hauptrolle im Teenageralter gesetzt, welche sich dann eben auch verlieben kann, auch wenn sie knallhart ab und an gewissen Dinge durchziehen muss, und trotzdem findet man als alter Lesehase wie ich einer bin, trotzdem Gefallen an allem.
Wendy ist nicht alleine unterwegs und die fliegende MFKI, genannt „Glöckchen“, erinnerte mich doch sehr an „Simon Wright“ aus CAPTAIN FUTURE, auch wenn „Glöckchen“ weniger mutig und verwegen daherkommt.
Die Geschichte wird flüssig erzählt und ich hatte zu keiner Zeit irgendwie den Eindruck das drei Autoren – Thomas Lohwasser, Vanessa Kaiser und Thomas Karg – an der Geschichte geschrieben haben, sondern alles erschien wie aus einem Guss. Gutes Lektorat, oder gute Absprache zwischen den Autoren?
Der Wechsel zwischen den Handlungsschauplätzen ist abwechslungsreich und das Tempo der Story angenehm. Man verlegt sich dabei weder auf zu viel Action, oder zu viel inneren Kampf der Heldin.
Der Rückentext spricht werbetechnisch von einem „…fulminanten Auftakt…“, doch möchte ich mich dem Superlativ nicht wirklich anschließen. „Nimmerland“ ist eine gut gemachte, handwerklich ansprechende und durchweg unterhaltende Angelegenheit, welche zwar nichts wirklich Neues an sich bietet, aber dennoch mit der Melange aus bekannten Dingen zu überzeugen weiß.
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