Das Grauen geht im Wald um! Als unter einem zerstörten Hochsitz die Leiche eines Jägers gefunden wird, gehen alle von einem tragischen Unglücksfall aus. Doch warum haben Wildschweine das Gehirn des Mannes gefressen? Angeführt von einer Bache mit einem weißen Rückenkamm bringt die Schweinerotte Tod und Zerstörung über die Region, und bald wird den Jägern klar, dass sie die Gejagten sind.
Schweine sind nicht nur Allesfresser, sie sind auch noch recht schlau. Zoologen attestieren ihnen die ungefähre Intelligenz von Primaten, aber definitiv sollen sie intelligenter als Hunde sein. Und die Schweine in U.L. Brichs „Die Rotte“ sind noch ein wenig schlauer.
Irgendwo in Deutschland wird in einem Jagdgebiet ein Jäger von einer Rotte Wildschweinen getötet, was natürlich die anderen Jäger der Umgebung auf den Plan ruft. Unter ihnen ist auch Erik Maurer, seines Zeichens Privatier und leidenschaftlicher Hobbyjäger. Doch Erik sieht in der Jagd nicht das tumbe abschlachten irgendwelcher Tiere, sondern er ist in der Ausübung seines Hobby seiner Beute gegenüber sogar noch fair. Erik präferiert die Jagd mit dem Bogen und dem Messer, um dem Wild noch eine Chance zu geben. Auch hält er sich strikt an die Regeln, welche sich ehrenhafte Waidmänner auf die Fahne geschrieben haben. Als Erik mit zwei weiteren Jägern versucht der Rotte habhaft zu werden, geschieht ein weiter Tötungsakt durch die Wildschweine und Erik betrachtet die Jagd von nun an als seine persönliche Rache – zumindest einem der Schweine gegenüber.
U.L. Brich kennt sich Metier der Jäger aus, das kann man in jeder Zeile herauslesen. Doch er versteht es auch, ein Waidmannsgarn zu spinnen, welches Anfangs vollkommen an den Haaren herbeigezogen erscheint, sich aber ab der Mitte des Buches als „warum eigentlich nicht?“-Story mit einer Menge Action und Spannung entpuppt.
Der Schauplatz Wald gibt auch eine Menge Atmosphäre her, die sich für die Jagd auf vollkommen durchgedrehte Wildschweine extrem gut eignet. Auch kennen sicher viele das Feeling eines Maisfeldes, wenn man sich zwischen den fast fertig ausgebildeten Stauden bewegt und jedes Knacken ein Wildschwein sein könnte, dem man eigentlich besser nicht begegnen möchte. Wer dies nicht kennt, der mag dem Schreiber dieser Zeilen glauben, das so ein Maisfeld in der Dunkelheit an sich schon ziemlich gruselig und angsteinflößend sein kann, wenn man dann noch Jägern begegnet die einen zusammenpfeifen, weil man ja in so einem Feld eigentlich nichts zu suchen hat, betritt man so ein Ding nach Anbruch der Dunkelheit nie wieder freiwillig. Soweit das Geplauder aus dem Nähkästchen.
Obwohl ich kein Freund der Jagd bin, hat mir dieser Redrum Cut ausnehmend gut gefallen. Zum einen, weil die Jäger nicht wirklich die Jäger sind, und zum anderen, weil U.L. Brich es recht schnell geschafft hat, mir den Hauptcharakter sympathisch nahe zu bringen und er die Jagd an sich nicht glorifiziert, sondern eine realistische Betrachtung von allem abliefert. Ich möchte sogar so weit gehen, dass der Autor im Charakter des Erik Maurer seine eigenen Ansichten der Jagd gegenüber definiert hat.
Die niedliche Wutz auf dem Titelbild kommt nicht einmal annähernd an die rasenden Killer im Innenteil des Buches heran!
Auch für Nichtjäger ein sehr unterhaltender Horrorroman, der bei mir keine Wünsche offen ließ. Die Geschichte ist rund und stimmig, der Schreibstil flüssig, es gibt keinen erhobenen Zeigefinger oder unnötige Splattereinlagen.
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