Wenn die Straßen nicht mehr sicher sind. Wenn das Überleben ein täglicher Kampf ist. Wenn der Traum von einem friedlichen Miteinander in Trümmern liegt.
Was wird geschehen, wenn die Verzweiflung die Überlebenden zum Äußersten treibt?
Zum Verständnis der „Zombie Zone Germany“: Wir schreiben das Jahr 2022 – oder später. Deutschland ist komplett von einer Mauer umgeben und hermetisch vom Rest der Welt abgeschottet, da sich im Jahr 2020 dort die Zombie-Apokalypse ereignet hat. Das Land steht unter Quarantäne und niemand darf es verlassen, denn die EU, die NATO und die Vereinten Nationen wollen die Ausbreitung der Epidemie unter Kontrolle halten. Die wenigen Überlebenden versuchen so gut wie möglich eben genau das zu tun: überleben.
In diesem Szenario hat der Amrun-Verlag bisher diverse Bücher angesiedelt. Eines davon ist „Trümmer“ von Simona Turini.
„Trümmer“ ist der erste Zombieroman, welchen ich von einer weiblichen Autorin gelesen habe und es ist Simona Turini tatsächlich gelungen mich mit den ersten Seiten des Buches mächtig in die gewollte Irre zu führen.
Leistet sie zuerst gute Arbeit bei der genauen Beschreibung von zwei Zombies, welche sich an einem halbverwesten Hirsch gütlich tun, so ist die nächste Szene im Kopf eines Kohlemäuschens angesiedelt, welches emotional daran zu zerbrechen scheint, dass sie die letzten 1234 Waxings hat ausfallen müssen um nun behaart wie ein Waldtroll durch die Apokalypse zu stapfen.
Dieses Kapitel brachte mich auf den Gedanken, wie interessant es sein könnte an einer Dystopie teilzuhaben, welche sich auf die Auswalzung des Zerfalls der alten Erste-Welt-Werte verlegt und aufzeigt das die Ökofreaks ein einfaches Leben während der Zombieherrschaft haben werden, als es die Luxusgüter in menschlicher Form erleben.
Doch auch hier macht Turini sofort wieder einen Strich durch die Rechnung und beschreibt den Selbstbefriedigungsakt eines Mannes aus dessen Gedankensicht um dann wieder in den Kopf des Kohlemäuschens zu wechseln und somit für ein ausgeglichenes Geschlechterbild während ihrer Erzählung zu sorgen.
Ihre Geschichte um das Herrschaftsgefüge innerhalb einer Kommune, den despotischen Ausmaßen von Zwangherrschaft und die daran zugrunde gehenden Menschen hat mich schon recht schnell in ihren Bann geschlagen, denn Turini lässt keine Protagonisten agieren, welche weit weg vom alltäglichen sind, sondern zeigt vollkommen normale menschliche Regungen von vollkommen normalen Menschen – welche eben durch die Geschehnisse der Apokalypse mental gekippt sind, oder auch nicht.
Ihre Erzählung geht teilweise recht tief unter die Haut, und auch wenn ich eigentlich recht abgestumpft bin was die Darstellung von Gewalt und/oder Ekelsegmente betrifft, so nahm mich doch gerade das Schicksal von „Christine“ besonderes mit, denn was diese junge Frau zuerst erdulden und dann selbstgewählt erleiden muss, ist schon recht unangenehm mit anzulesen.
Die Nebenstory mit „Gunnar“ dient zwar der Veranschaulichung diverser Umstände, hätte sich aber auch als Randnotiz zum Ende des Ganzen gut gemacht.
Nur 117 Seiten hat das Buch, aber die reichen vollkommen aus um ein kurzes und heftiges Bild der Geschehnisse hinter der Mauer zu schildern, welche Deutschland umgibt.
Turinis Schreibe ist nett – und damit meine ich jetzt nicht die kleine Schwester von Pupu (Amazon-Rezension-Verharmlosung) – denn so richtig entfalten konnte sie sich scheinbar dennoch nicht und ich vermute das ihr ein größeres Bild und Umfeld in eigen erfundenem Terrain sicher mehr Möglichkeiten bieten könnte sich auszuleben, statt im strengen Korsett des ZZG-Exposés.
Trotzalledem: Kurz und knackig, rotzig und ein Fest für Zwischendurch!
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