Interview mit Erik Albrodt zu „Twilight Mysteries“

Thomas Rippert: Hi Erik, zuerst einmal vielen Dank dafür, dass Du mit mir diesen kleinen Trip down Memory Lane unternimmst!

Wie ich ja bereits großspurig in meiner Rezension zum ersten Teil der neuen TM´s erwähnt habe, hast Du mich 2006 auf das Projekt angesprochen und wir haben zusammen ein Coverdesign erstellt, welche an dem von Wolfram Damerius verblasst!

Wie kam es damals, das dich die Idee der TMs ritt? Fehlte dem damaligen deutschen Hörspielmarkt etwas, oder woher kam die Idee?

 

Erik Albrodt: Tach, T-Rip.

Dem Hörspielmarkt fehlte damals eigentlich gar nix. Wir hatten Dörings „Sinclair“, Russels „Faith“, Sassenbergs „Burns“ usw. „Twilight Mysteries“ ist aus einer Laune heraus entstanden. Einer GUTEN Laune. Ich wollte schon immer mal ein Hörspiel mit Synchronprofis machen, hatte einen fälligen Sparvertrag und nichts zu verlieren… außer den Sparvertrag, meinen guten Ruf und die Anonymität eines Nobody. 😀

Die Idee erwuchs aus meiner damaligen Leidenschaft für „Dr. House“.

War ich inzwischen dem Fiesling J.R. Ewing entwachsen, faszinierte mich nun dieser andere Kotzbrocken. Genau solche misanthropischen Charaktere, die dann handlungstragende Hauptpersonen sind, gab es meiner Meinung nach noch nicht im Hörspielbereich. Was im Fernsehen funktioniert, sollte doch auch im Hörspiel möglich sein.

Und das übernatürliche Spielfeld ist dann einfach dem Umstand geschuldet, dass man sich um solche Kleinigkeiten wie die Einhaltung von physikalischen Gesetzen usw. nicht kümmern muss. 😀

Ich konnte mich austoben. Was hatte ich zu verlieren?…. äh… das hatte ich schon erwähnt, oder?

 

 

Thomas Rippert: Ja, das hattest Du schon erwähnt, macht aber nichts!

Du hast damals die Serie diversen Label angeboten, doch keiner hat wirklich das Potential – so wie ich es subjektiv gesehen habe – erkannt. Die Veröffentlichung der ersten Folge durch Dreamland war ja nun auch nicht wirklich von Erfolg gekrönt.

Was hat dich dann damals dazu veranlasst alle 3 Folgen, die Du produziert hattest, als kostenlosen Download für eine Zeit im Netz zur Verfügung zu stellen?

 

Erik Albrodt: Auch wenn es jetzt wie ein Kalauer klingt: „Die ganze Arbeit sollte nicht umsonst sein, daher habe ich es umsonst angeboten“

Ich hatte nach dem Dreamland-Aus 5 Jahre lang einige Labels gefragt, zu denen ich Kontakt hatte, die weiteren Folgen ins Programm aufzunehmen. Aber die häufigste Antwort war: „Das lief ja bei Dreamland so schlecht, das riskieren wir nicht“. Ein anderes Label, das die Serie nehmen wollte, bot mir einen unverschämt niedrigen Preis von ein paar Cent pro verkaufter CD, obwohl sie keinerlei Produktionskosten damit hatten. Ernsthaft: dann lieber verschenken als ausbeuten lassen.

Ich hatte mir irgendwann selbst geschworen, wenn es niemand haben will, dann verschenke ich es halt. Und nach 5 Jahren war es einfach Zeit.

 

 

Thomas Rippert: Nun ist Dr. Zephyre ja bei Maritim gelandet, die alten TMs sind als kostenpflichtiger Download zu bekommen und die Serie wurde von SteinHardt (Tom Steinbrecher & Paul Burghardt) übernommen.

Da es ja nun einen kompletten Neustart des Themas bei Maritim gegeben hat, wie kritisch geht man mit dem Reboot um? Ist es hart die eigenen Babys jetzt mit anderer Stimme und anderer Charakterisierung agieren zu hören oder gehst Du da eher gechilled ran?

 

Erik Albrodt: Mir stand von Anfang an frei, am Reboot mitzuarbeiten. Aber ich hatte nach all der Zeit keine echte Motivation mehr. Ich wäre nur halbherzig dabei gewesen. Paul (Burghardt) und ich haben natürlich darüber gesprochen und ich habe ihm aus vollem Herzen gesagt, dass ich erwarte, dass er sich als Autor völlig austobt, damit er etwas eigenes schaffen kann und nicht meinen soll, in irgend einer Weise am Vorgänger kleben zu müssen. Und das haben Stein/Hardt auch konsequent gemacht. „Twilight Mysteries“ ist nun absolut Stein/Hardts Version, deren Ideen und Humor(!) durch die Spielfreude und Chemie der Sprecher noch weiter aufgewertet wird. Und Tom (Steinbrecher) hat hier für mich sein bisher bestes Sounddesign abgeliefert.

Und so beginnt die Serie auch zu Recht wieder mit Folge 1 und wurde nicht mit Folge 4 fortgesetzt.

 

 

Thomas Rippert: Dann danke ich Dir für die Antworten und möchte dir gerne noch ein „Das wünsche ich den neuen TM!“ entlocken.

 

Erik Albrodt: Meine Wünsche für „Twilight Mysteries“? Das ist ja easy 🙂

Natürlich weiterhin viel Erfolg und dass das Team niemals seine Chemie verliert!!!

Thomas Rippert
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