Manchmal, ja wirklich manchmal…
…da ist es Zeit etwas zu brechen und in diesem Fall ist es eine Lanze!
Eine Lanze für die edlen und hehren Ritterinnen und Ritter, welche uns darbendes Leservolk mit Atzung versorgt, nach der sich unsere Seelen doch so sehnen – will sagen: Die Autoren, welche keine Werke in die Welt hinaus schießen, bei denen es dem nicht studierten Buchwurm eine Hirnblutung nach der anderen durch die Neuronen jagt.
Man nennt diese Gattung auch Belletristik, oder in altvorderen Zeiten „Trivialliteratur“!
Nun braucht der Deutsche ja seine Schubladen ganz besonders um seine Weltenfluchten auch schön kategorisieren und einordnen zu können. Und dies wird hierzulande mit solch einer Inbrunst betrieben, dass eine Vermischung von Unterhaltungszuständen gar schon als inzestuös und vollkommen anstößig betrachtet wird.
Der Deutsche braucht sein E (Ernsthaft) und er braucht sein U (Unterhaltung). Eine Vermischung von beidem ist nur selten gewünscht und wo kämen wir denn hin, wenn jemand ernsthafte Unterhaltung oder unterhaltenden Ernsthaftigkeit herstellte und sogar noch in den frei zugänglichen Handel bringen würde?
Dies ist nicht nur auf den Buchmarkt bezogen, sondern zieht sich durch alle Gattungen an Unterhaltungsmedien zu deren Herstellung der künstlerisch fähige Mensch in der Lage ist.
Das Radiohörspiel, zum Beispiel, darbt so vor sich hin und kann sich einfach nicht des edukativen Anspruches entledigen, der nach wie vor scheinbar an es gestellt wird. Und wenn es nicht edukativ ist, so muss es doch zumindest schwer zu verdauen, gesellschaftskritisch und/oder so avantgardistisch verzerrt sein, dass man sich fragt, wieso man jetzt einen Tinnitus und hämmernde Kopfschmerzen hat, obwohl man doch eigentlich nur 60 Minuten mal aus der Realität wegwollte. Wirklich leichtfüßig produzierte Unterhaltung findet man auf diesem Sektor nach wie vor hierzulande nur im Kaufbereich oder in wenigen kostenlosen Hobbyproduktionen.
Das können unsere englischsprachigen Nachbarländer besser… (das kommt nachher nochmal)
Auch im Bereich der Literatur ist es genau derselbe Faktor. Ein Buch, welches mit irgendeinem deutschen Literaturpreis ausgezeichnet wurde – also die Preise welche selbst große Stücke auf sich halten und die aufgeblähte Ernsthaftigkeitskultur auch noch zusätzlich mitbeblähen – hat sich mir zumeist als vollkommen unlesbar erwiesen. So dieses Jahr geschehen mit „Widerfahrnis“, dem Preisträger des Deutschen Buchpreises 2016. Ich lese solche Bücher eigentlich nicht, denn dafür bin ich zu simpel gestrickt in den Neuronen, doch als meine Freundin sich dieses Buch unbedingt zulegen musste – eben wegen dieser Auszeichnung – so musste ich doch ein paar Seiten antesten, nachdem sie sich nicht dazu durchringen konnte es auch nur bis zur Hälfte zu lesen – und diese Frau hat Hesses „Siddharta“ als Lieblingsbuch und belächelt stets meinen Hang zur Trivialität – E vs. U im eigenen Haushalt!
Die wenigen Seiten „Widerfahrnis“, welche ich gelesen habe, brachten mich der Ansicht näher, dass es jedermanns eigene Sache ist, wie er sich berieseln lässt, aber meine Zeit ist mir zu kostbar um mich durch krampfhaft verdrehten Satzbau und künstlich intellektuell gehaltene Lebensansichten foltern zu lassen.
Werden hierzulande Hörspiele nach wie vor noch als Kinderkrams belächelt – es sei denn es ist der hundertste Aufguss eines Sherlock Holmes denn der kommt ja aus der literarischen Ecke (für mich nichts anderes als strunzlangweiliger Bullshit – aber jeder Konsument so wie es eben mag), so geht es dem Deutschen doch an die Innereien, wenn man an seiner Literaturfähigkeit kratzt.
Leser von z.B. „Perry Rhodan“ werden als grenzdebile Volltrottel abgestempelt und man rümpft die Nase ob des Konsums solcher Trivialitäten. Verlage wie FESTA oder REDRUM müssen sich Kommentare gefallen lassen, dass deren Autoren abartige Vorstellungen hätten und sie nur Schund verlegen würden!
Ich gebe zu das ein paar Publikationen aus diesen Verlagen gewöhnungsbedürftig sind und selbst mir als jahrzehntelangem Horrorjunkie teilweise eine Menge abfordern, doch sind die Produktionen auch als solche gekennzeichnet und niemand kann sich hinterher beschweren das z.B. ein „Candygirl“ nicht soft genug für des Lesers Anspruch gewesen ist. Auf dem Cover steht deutlich „RAPE & REVENGE“ (Vergewaltigung & Rache), HARDCORE (Hartkern) und „HORROR ROMAN“ (das übersetze ich jetzt nicht) – aber scheinbar nicht plakativ genug. (SIEHE COVER NEBENAN!) FESTA hat eine komplette Serie mit dem Titel „FESTA EXTREM“ – Nomen est Omen…
Wer nun dennoch zu dümmlich ist sich diese Warnungen zu Herze zu nehmen und sich auf die Phantasien des jeweiligen Autors einlässt, der hat meines Erachtens nach jede Chance auf ein späteres „Mimimi, das is aber doch zu hart für mich!“-Gejammer verspielt. Niemand wird gezwungen ein REDRUM Buch zu lesen oder zu kaufen.
REDRUM Verlagschef Michael Mehri wurde nun heute wieder zum „Opfer“ eines solchen Dummschwalls, in dem man ihm unterstellte nur „Schund“ zu publizieren. Was denn nun Schund ist und was nicht, liegt immer im Auge des Betrachters, denn die Geschmäcker sind gottseidank sehr unterschiedlich, doch einen Verlagschef anzugreifen und ihm solche Dinge zu unterstellen, gehört für mich schon in den Bereich des Cybermobbings.
Wie auch immer solche Aussagen motiviert sein mögen – sei es nun durch Neid, einen abgelehnten Autor oder eventuell einen missgünstigen Kollegen aus der Verlagsbranche – so empfinde ich es als Armutszeugnis für denjenigen, welcher mit solchen Aussagen um sich wirft.
Gerade bei REDRUM herrscht ein WYSIWYG und selbst die geschlossenen Facebookgruppe – welche den Namen „Nichts für Pussys!“ trägt – zeigt deutlich welche Art von Literatur dort verlegt wird und welche Art von Leser angesprochen werden soll. Wer sich dennoch ein Buch aus diesem Verlag zu Gemüte führt, obwohl die Warnungen marktschreierisch genug angebracht und platziert worden sind und dies dann als zu hart ansieht, der hat IMHO persönliches Pech gehabt.
Kritik, so habe ich am eigenen Leibe erlebt, ist beim Team von REDRUM jederzeit erwünscht, willkommen und wird niemals als Angriff betrachtet… doch auch hier sollte der Ton die Musik machen. Reines Bashing ist keine Kritik und wer eben nicht mit der momentanen Vielfalt des Genremarktes umgehen kann, der sollte sich seinen Sherlock Holmes in der Samtausgabe aus dem Regal holen, ihn zum 1234sten Mal lesen und nicht kritisieren, dass es eben Sparten/Nischen-Verlage gibt, die eben genau das Publikum bedienen, was seine Bücher nicht in der Rosamunde-Pilcher-Abteilung des mahagonigetäfelten Buchladens findet.
Das können unsere englischsprachigen Nachbarländer besser… (da wäre es dann noch einmal)… und nicht nur die!
Niemand braucht E und U, denn alles ist Unterhaltung, man muss sich nur unterhalten lassen wollen!
Vive la diversité, vive les differences, vive la libre penseur!
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